Ein tierischer Unterricht: Zoo statt Klassenraum

An vier Tagen pro Woche tauschen vier Pädagogen ihr Klassenzimmer mit dem Krefelder Zoo.

Schule kann langweilig sein. Aber wenn es für Fächer wie Sachkunde oder Biologie in eine Zooschule geht, drücken alle Kinder gleich viel lieber die Schulbank. Rund 2500 Schüler haben jährlich seit 1985 dieses Vergnügen im Krefelder Zoo.

Spannende und erlebnisreiche Schulstunden versprechen allein schon die Lehrer. Vier Tage pro Woche unterrichten sie an einer „richtigen“ Schule. Am fünften Tag tauschen sie ihr Klassenzimmer gegen den Zoo. Vom Land Nordrhein-Westfalen sind sie ganz offiziell für den Unterricht mit jeweils fünf Wochenstunden an die Zooschule ausgeliehen worden.

Wolfram Biedermann (56) unterrichtet Chemie und Biologie an der Duisburger Heinrich-Heine-Gesamtschule. Seit 1992 lehrt er im Krefelder Zoo, immer dienstags kann man ihn dort antreffen. „Ich mache mit den Schülern keinen Ausflug, sondern Unterricht“, sagt er. Natürlich käme der Spaßfaktor dabei nicht zu kurz. „Aber wir arbeiten ernsthaft an einem Thema.“

Monika Marschall (39) gehört seit August 2011 zum Team. Ihr Tag in der Zooschule ist der Montag, die restliche Woche unterrichtet sie Biologie und Erdkunde an der Gemeinschaftshauptschule Korschenbroich. „Klasse statt Masse“, lautet ihre Unterrichtsdevise. In kleinen Gruppen lernen die Kinder wissenschaftliche Methoden anhand von praktischen Aufgaben kennen.

Claudia Schepers und Kay Berger (41) sind seit Februar dabei. „Zoopädagogik habe ich schon im Studium geliebt“, erzählt die 33-Jährige, die an einem Gymnasium in Dinslaken Biologie und Sozialwissenschaften lehrt. Die Arbeit im Zoo, immer mittwochs, empfindet sie als ein Privileg.

Offiziell ist Jan Osterloh seit zwei Jahren in Pension. Er fühlt sich dem Zoo eng verbunden, kümmert sich um Organisatorisches, hilft aus und arbeitet gemeinsam mit der ebenfalls pensionierten Brigitta Küppers die neuen Kollegen ein. Kay Berger ist für ihn kein Unbekannter. „Kay war früher mein Schüler“, schmunzelt Osterloh, „heute sind wir Kollegen.“

Für Kay Berger, Lehrer für Biologie und evangelische Religion am Duisburger Mercator-Gymnasium, ist sein Freitag-Job ein Volltreffer. „Als die Stelle ausgeschrieben war, habe ich sofort zugegriffen. So eine Chance bekommst du nie mehr“, schwärmt er. Vor allem die Praxisnähe und das direkte Naturerlebnis begeistern den 41-Jährigen.

Vier Lehrer, vier Tage. Der Donnerstag ist seit sieben Jahren unbesetzt. „Die Stelle hat das Neandertal-Museum“, sagt Jan Osterloh. Die Zooschule eignet sich für Schüler von der 2. Klasse bis zum Abitur.

Von Ostern bis Herbst strömen die Klassen in das alte Fachwerkhaus neben dem Regenwaldhaus. Nach einem kurzen theoretischen Einstieg in dem schönen Schulungsraum geht es gleich raus in die Praxis: „Lernen mit allen Sinnen“. Grundschüler entdecken beispielsweise die Welt der Reptilien, ältere Kinder beobachten das Verhalten der Wildtiere. In den Wintermonaten kommen die Oberstufenschüler mit ihren Facharbeiten.

Wolfram Biedermann hat einen Tipp: „Die Schüler sollten uns schon im Vorfeld in die Themenauswahl mit einbeziehen. Dann kann nichts schief gehen.“ Im November gibt es eine spezielle Einführungsveranstaltung. „Wer seine Facharbeit im Zoo erstellen möchte, sollte daran teilnehmen“, rät der Experte.

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