Ein Pfarrer für Olympia

Der Hülser Hans-Gerd Schütt hat im kanadischen Vancouver ein Ohr für Athleten.

Krefeld. Hans-Gerd Schütt war bei den olympischen Sommerspielen 2004 in Athen dabei und vier Jahre später in Peking auch. Er traf sich mit der Jugend der Welt bei der Winter-Spiele 2006 in Turin. Am Donnerstag bricht er ins kanadische Vancouver auf. Der 51-Jährige ist kein Ausnahme-Athlet und auch kein hoher Funktionär. Schütt ist ein Reisender in Sachen Kirche. Der Pfarrer aus Hüls steht den Sportlern als Seelsorger zur Seite.

So viele Flüge wie einst "Reisepapst" Johannes Paul II. schafft der Olympiapfarrer locker. Allein 40.000 Kilometer legt Schütt pro Jahr mit der Bahn zurück. Wenn es in größere Städte oder andere Länder geht, nimmt er den Flieger. "Als Bundesbeirat der Deutschen Jugendkraft (DJK), dem katholischen Bundesverband für Leistungs- und Breitensport, bin ich in Personalunion automatisch Sportbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz", erzählt der Pfarrer.

"Bischof Heinrich Mussinghoff stellt mich für diese Aufgaben frei. Wir haben eine Brückenfunktion zwischen Kirche und organisiertem deutschem Sport." Mit "wir" bezieht er den evangelischen Geistlichen ein. Schütt: "Kirchen ermutigen den Menschen dazu, Leben mit all seiner Vielfalt als ein Geschenk Gottes zu sehen und seine Fähigkeiten auch in sportlicher Aktivität zu entdecken und anzunehmen."

Überall, wo sich die Jugend der Welt zu nationalen und internationalen Meisterschaften trifft, ist der Hülser dabei. Er hat bereits die halbe Welt gesehen und alle Kontinente "durch". Am Donnerstag geht es also ab Düsseldorf via Frankfurt in die Olympiastadt. "Am Flughafen treffe ich schon ganz viele Mannschaftsmitglieder", weiß er.

Für diese besonderen Fluggäste gibt es in Frankfurt einen eigens eingerichteten Schalter: "Die Waffen der Biathleten würden bei der normalen Abfertigung für ziemliche Aufregung sorgen", sagt Schütt mit einem Schmunzeln. "Ich habe zwar die Utensilien für die Messe im Koffer, hole den Messwein jedoch vor Ort." Flüssigkeiten im Gepäck sind eben auch nicht erlaubt.

"Es ist gut, dass wir im Olympischen Dorf ungehindert Zutritt haben. Dort knüpfen wir Kontakte. In den Gesprächen mit den Athleten geht es oft um die Zeit nach dem Sport, um Verzweiflung bei Verletzungspech nach vierjähriger intensiver Vorbereitungs- und Trainingszeit, Partnerschaftsprobleme und oft auch um den Druck der Medien." Für das "Stoßgebet zum Himmel" kurz vor dem Start steht Hans-Gerd Schütt sowieso parat.

Im Rückblick war die Abschluss-Andacht im Zimmer von Schwimmerin Britta Steffens in Athen für ihn eine schöne Sache. "Jetzt freute ich mich auf die Begegnung mit Rodler Alexander Resch. Es hat sich eine Freundschaft entwickelt; ihm drücke ich besonders die Daumen."

Nach den Olympischen Spielen stehen wie immer die Paralympics an. Auch da ist Schütt dabei. "Ende März bin ich wieder in Hüls", sagt er. Als nächstes steht dann im Mai das DJK-Bundessportfest mit rund 6000 Teilnehmern in Krefeld an. Schütt, der Hülser, schmunzelt: "Dahin nehme ich dann die Straßenbahn..."

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