Marktbeschicker Ein Leben für das Federvieh

Gerd Ingenbleek ist 80 — und beschickt seit einem halben Jahrhundert die Märkte in der Region mit Eiern und Geflügelfleisch.

Marktbeschicker: Ein Leben für das Federvieh
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Auch mit 80 Jahren ist sein Unternehmergeist noch ungebrochen: Gerd Ingenbleek hat den Ehrgeiz, außer Gänsen und Enten bald auch Hühner in Freilandhaltung groß zu ziehen. Noch wachsen sie auf dem Boden heran. In der dritten Generation arbeitet die Familie inzwischen mit dem Federvieh — und beschickt seit 50 Jahren die Märkte in der Region, darunter fünf in Krefeld.

Ein Grund zu feiern, zumal auch Sohn Michael Ingenbleek in 2016 50 Jahre alt wird. „Begonnen hat Gertrud Hoogen, unsere Großmutter“, erzählt der Junior. „Sie fuhr mit Eiern und Geflügel auf den Weggenhof-Markt nach Krefeld. Mein Vater baute dann den ersten landwirtschaftlichen Betrieb in Achterhoek bei Sonsbeck auf. Hühner, Puten, Gänse und Enten zogen ein.“

Mit 2000 Puten und ebenso vielen Legehennen sei der Geflügelbetrieb übersichtlich. „Wir kennen unsere Tiere.“ Mit „wir“ meint er auch seine Schwester Angelika Schattmann. Die Geschwister haben den Betrieb von ihren Eltern Karla (69) und Gerd (80) übernommen. Während sich der Bruder lieber um die Arbeit zu Hause kümmert, beziehungsweise den Hänger zum Markt und wieder zurückfährt, arbeitet die Schwester als gelernte Fleischereifachverkäuferin an der Theke. Mit fünf langjährigen Mitarbeiterinnen erfüllt sie die Kundenwünsche.

„Durch meine Fahrten halte ich noch ein wenig die Kundenbindung“, sagt Michael Inglenbleek und erfährt auf diese Weise direkt, wie neue Angebote ankommen. „Die Eltern sind aber noch mit im Betrieb.“

Und so macht Gerd Ingenbleek auch an diesem Morgen auf dem Wochenmarkt in Bockum seine Scherze mit den Kunden. „Ohne den engen Zusammenhalt in der Familie wäre die Arbeit nicht machbar.“ An der Firmenphilosophie hat sich in einem halben Jahrhundert nichts geändert. „Wir halten die Tiere im eigenen Stall, ziehen sie groß und schlachten auch stresslos selber zu Hause.“ Haltung, Verarbeitung, das gute regionale Angebot, haben ihren Preis, erklärt er weiter. „Leider sitzt das Geld bei den Kunden nicht mehr so locker, es gibt nicht täglich Fleisch.“ Oft werde auch nicht mehr frisch gekocht, wenn die Eltern beide berufstätig sind.

So kann er es verstehen, dass Tochter Michelle (18) jetzt, nach dem Abi, nicht in den Familienbetrieb einsteigt, sondern Management für Gesundheitswesen studiert. Derweil stehen die Kunden am neuen Verkaufswagen und wählen leckere Sachen zum Grillen oder für die Pfanne aus: Hähnchenfilets, die mit Feta gefüllt sind, Putenpäckchen mit Tomate-Mozzarella oder Puten-Gyrosröllchen.

Der Wagen ist eine nicht ganz freiwillige Neuanschaffung im Jubiläumsjahr. Das frühere Marktgespann wurde bei einem Verkehrsunfall zerstört. Jetzt werden die Geflügelprodukte auf sieben Metern Länge in bester Kühlung, strahlendem Weiß und mit viel Platz angeboten.

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