Ein Kubaner im Winterzirkus

Feiertage: Ein Artist steht auch Silvester und Weihnachten in der Manege.

Krefeld. Wenn sich das Jahr dem Ende neigt und Familien sich zum besinnlichen Festtagsessen treffen, beginnt für Daikel Castillo Hernandez die Hochsaison. Seit fünf Jahren tritt der Kubaner im Weihnachtszirkus der Familie Probst auf. Dieses Jahr gastiert er erstmals in Krefeld.

„Wir machen drei Nummern“, erklärt Hernandez und meint dabei sich und seinen kubanischen Kollegen. Utnier Aquino hängt und springt am Schwungseil, Hernandez jongliert mit Bällen, Keulen und Reifen und gemeinsam präsentierten sie komische Kaskaden, unter anderem artistische Sprünge, die einen Fall imitieren. Auch an Weihnachten und Silvester sind die Artisten im Einsatz. Kommt da kein Heimweh auf?

„Nein, es ist normal. Seit dem Sozialismus feiern wir in Kuba nicht soviel Weihnachten“, erklärt der 28-Jährige. Daikel Castillo Hernandez tritt seit seinem achten Lebensjahr im Zirkus auf. Aus dem Hobby wurde ein Beruf. Hernandez lernte an einer angesehen Zirkusschule in Havanna und tourte mit verschiedenen Gruppen durch die Manegen der Welt.

Die letzten Jahre trat der Jongleur mit dem Weihnachtszirkus in Gelsenkirchen auf. „Gelsenkirchen vermisse ich ein bisschen“, sagt Hernandez und lacht. Krefeld sei aber auch schön. „Es ist eine nette Stadt, ganz ruhig. Und der Weihnachtsmarkt ist auch sehr schön.“

Nach der Vorstellung an Heiligabend bescheren sich die Artisten. Neben den beiden Kubanern zeigen im Weihnachtszirkus sieben Weißrussen aus Minsk ihr Können. Die Künstler, von denen viele im Wohnwagen wohnen, sprechen untereinander meist Englisch.

Mit seiner mobilen Wohnung hat Hernandez kein Problem: „Am Anfang war es sehr klein, aber jetzt geht es. Es ist wie ein richtiges Zuhause. Aber Geschenke verstecken ist schwer.“

Ein größeres Fest soll es an Silvester geben. „In Kuba feiern wir mit der Familie und essen ein großes Spanferkel. Aber ich muss Silvester immer arbeiten“, sagt Hernandez und lacht. Nach der Vorstellung will man vielleicht nach Gelsenkirchen fahren und das Feuerwerk ansehen.

Auch die Freundin von Daikel Castillo Hernandez, eine Ballerina aus Teneriffa, wird dabei sein. Zu seiner Familie in Kuba hält Hernandez ab und zu per SMS Kontakt. Ein Internetanschluss in Kuba sei sehr teuer. „Aber wenn du Zirkusblut hast, ist das nicht schlimm. Der Zirkus ist wie eine Familie, wie zu Hause.“ Wenn die Zelte auf dem Sprödentalplatz abgebaut werden, fährt Daikel Castillo Hernandez nach Kuba — zum ersten Mal seit eineinhalb Jahren.

Beim Weihnachtszirkus im nächsten Jahr will er aber wieder dabei sein. „Ich mache dann wieder ein neues Programm. Weihnachten denke ich mir immer etwas neues aus. Die Leute kaufen jetzt schon viele Karten. Ich hoffe, sie wollen nächstes Jahr wiederkommen.“

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