Drogenhilfe: Kein Heroin im Caritas-Haus

Seit zwölf Jahren existiert die Notschlafstelle an der Melanchthonstraße. Der Leiter zieht Bilanz.

Drogenhilfe: Kein Heroin im Caritas-Haus
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. In den Anfangszeiten, im Winter 1991/92, besaß die Not-Unterkunft für Drogenabhängige an der Kölner Straße noch einen gewissen romantischen Charakter. Daran erinnert sich Torsten Gärtner, Leiter der heutigen Notschlafstelle der Caritas an der Melanchthonstraße. In Containern, nur mit einem Dixi-Klo ausgestattet, aber wegen der mangelhaften Müllentsorgung auch mit Ratten im Umfeld, bot die Stadt Krefeld die ersten Schlafmöglichkeiten.

Seit 2002 befindet sich die Notschlafstelle in einem Wohnhaus im Patrizier-Stil an der Melanchthonstraße. Es ist Eigentum der Stadt. Nach außen hin will man nicht auffallen. So verkündet ein eher unauffälliges Schild im Eingang, dass täglich zwischen 21 und 23 Uhr Einlass ist.

„Wir sagen den Klienten, dass sie erst kurz vor 21 Uhr da sein sollen, damit es vorher keine Menschenansammlung auf der Straße gibt“, erklärt Gärtner. Lärm und Störungen des nachbarschaftlichen Friedens möchten die Mitarbeiter der Notschlafstelle vermeiden — und es scheint ihnen auch ein friedliches Nebeneinander mit den Nachbarn zu gelingen.

Für ein reibungsarmes Miteinander im Haus sorgen klare Spielregeln und ein Team von neun Männern und drei Frauen. Jeweils zwei von ihnen haben von 20.30 Uhr bis zum nächsten Morgen Schicht. Um 8 Uhr müssen die Schlafgäste das Haus verlassen haben. „Im Erdgeschoss haben wir einen Empfangsraum, in dem sie ihre Wertsachen, aber auch Waffen und Handys abgeben müssen“, erläutert Conny Schackert.

Natürlich werden auch Spritzen eingesammelt, die in einem Müllcontainer verschwinden. „Jeder Neue unterschreibt erst einmal die Hausordnung: kein Drogenkonsum, kein Handel damit und keine Gewalt“, sagt Gärtner. Manchmal muss er aber auch noch deutlich in Sachen Körperpflege werden und Hygieneartikel ausgeben.

Die Gäste — erlaubt sind maximal 20 Nächte hintereinander — halten sich zunächst im Aufenthaltsraum im ersten Stock vor dem Fernseher oder bei Gesprächen auf. Um 0.30 Uhr gilt Nachtruhe. Dann geht es nach oben in die Betten.

„Im Laufe der Jahre lässt sich eine konstante Auslastung beobachten“, so Gärtner, „2013 hatten wir 2852 Übernachtungsgäste. 2723 davon waren Männer.“

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