Discofox-Rebellen bei der Weltmeisterschaft

Giuseppe Grillo und Doreen Pelizaeus tanzen in Budapest zu einer Ballade von Andrea Bocelli.

Krefeld. Giuseppe Grillo und Doreen Pelizaeus lieben den Discofox. Aber bitte nicht in der üblichen Form, sondern "schön langsam und irgendwie anders." Das macht das Tanzpaar offenbar aus, zumindest konnten sie die Punktrichter bei Turnieren mit ihrer eigenwilligen Interpretation überzeugen und sich so für die Weltmeisterschaft qualifizieren, die am Samstag in Budapest stattfindet.

Was ist das Besondere an dem Tanzduo? "Wir sind anders. Discofox ist eigentlich ein sehr schneller Tanz, unsere Kür ist zu einer Ballade von Andrea Bocelli. Unser Stil definiert sich nicht über feste Choreografien, sondern lebt von der Improvisation im Tanz." Weil sie keine festen Abläufe im Tanz haben, "ist die Harmonie zwischen uns besonders wichtig", schließlich interpretiert das Duo die Musik nach dem Gefühl.

Nicht ganz so langsam wie die Balladen ist der Fortschritt ihrer Tanzkarriere, da bewegt sich das Paar eher auf der Überholspur. Von null auf S, der höchstmöglichen Klasse der Tanz-Disziplin Discofox "Normalerweise erfolgt die Einstufung in die Klassen D, C, B und A Schritt für Schritt", erklärt Doreen Pelizaeus das übliche Procedere.

In ihrem Fall war das anders. Harry Hagen, zweiter Vorsitzender der Actiondance Federation of Germany, stufte Doreen gleich in die Klasse S ein. Diese Einstufung machte es möglich, dass das Duo ohne Umwege an den Turnieren in der höchsten Klassifizierung teilnehmen und sich so für die Weltmeisterschaft qualifizieren konnte. "Eigentlich ist nichts an uns normal", findet Doreen Pelizaeus.

Die Mittzwanzigerin und der Mittvierziger sind ein ungewöhnliches Paar, übrigens nicht im Privaten: "Wir sind Freunde, die zusammen tanzen", stellt Doreen Pelizaeus klar. "Ansichtssache", lächelt Giuseppe Grillo verschmitzt. Die selbstständige Tanzlehrerin und der gelernte Fliesenleger sind keiner Tanzschule angegliedert, treten sozusagen als Einzelfirma vor die Punktrichter, und halten nichts von Stereotypen. "Wenn man an Tanzturniere denkt, hat man doch gleich das Bild von der Tänzerin mit viel Make-up und Glitzerkleidchen vor Augen."

Doreen Pelizaeus bevorzugt den natürlichen Look. Statt strenger Frisur trägt sie ihr langes blondes Haar offen, verzichtet auf viel Schminke und tauscht das kurze Kleid gegen weite Hosen. Dass sie auch bei Turnieren keine hohen Schuhe trägt, sondern barfuß tanzt, "missfällt so manchem Punktrichter."

Kennen gelernt haben sie sich beim Tanzen in einer Gelsenkirchener Diskothek. Vor knapp einem Jahr legten sie den Grundstock für die Tanzkooperation. "Die ersten drei Monate haben wir fast täglich trainiert", erinnert sich Doreen, danach nur noch ein Mal in der Woche.

"Wir sind beruflich ziemlich eingespannt, da bleibt fürs Training nicht viel Zeit." Die Tanzlehrerin hat Engagements nicht nur in Deutschland. "Ich bin ständig unterwegs. Mal werde ich nach Berlin eingeflogen, letzte Woche habe ich noch in Ägypten unterrichtet."

Und so werden sie für den World Cup auch erst am Morgen des Turniers nach Budapest fliegen. "Wenn wir dort ankommen, ist die Weltmeisterschaft bereits im Gang." Von Budapest werden sie wohl nicht viel zu sehen bekommen. "Ich gebe am nächsten Tag schon wieder Kurse. Wir fliegen hin, tanzen bei der Weltmeisterschaft, machen die Nacht durch und fliegen am nächsten Morgen wieder zurück." Nicht, welchen Platz sie erreichen, ist beiden wichtig, sondern "einzig dabei zu sein und der Spaß am Discofox."

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