Der WZ-Zusteller - Treuer Freund der Abonnenten

Seit mehr als 20 Jahren trägt Ludwig Russ die Westdeutsche Zeitung aus. Er genießt dabei den Frieden der frühen Morgenstunden.

Krefeld. Zugegeben, dieser Job ist nichts für Nachteulen und Morgenmuffel. Wer aber wie Ludwig Russ die friedlichen Stunden am frühen Morgen zu schätzen weiß, hat die ideale Nebentätigkeit gefunden.

Ludwig Russ ist Zeitungszusteller. Seit über 20 Jahren sorgt er dafür, dass die Westdeutsche Zeitung bis spätestens 6.30 Uhr bei den Lesern im Briefkasten liegt. „6.30 Uhr ist das Limit“, erklärt der 66-Jährige, dies sei die wichtigste Zusteller-Regel.

Aber darüber kann der aufgeweckte Frühaufsteher nur lachen. Ab 2.30 Uhr liegen die Zeitungen fein säuberlich gebündelt an seiner Zustellablage, einer Tankstelle an der Philadelphiastraße, für ihn bereit. Um 2.45 Uhr ist Ludwig Russ zur Stelle. „Je früher, desto besser“, lautet seine Devise. Eine gute Stunde braucht er für die 150 Exemplare, die er täglich in Cracau austrägt. Sechs weitläufige Straßen sind sein Gebiet.

Die Strecke absolviert der rüstige Rentner mit dem Fahrrad. Die Zeitungen bringt er in den seitlichen Packtaschen unter. Nur an Samstagen, wenn die Tageszeitung umfangreicher ist, benötigt er einen zusätzlichen Anhänger. „Jedes Jahr lege ich 7000 Kilometer zurück“, rechnet er vor. „Das ist doch bezahlter Frühsport.“

Um vier Uhr ist Ludwig Russ wieder zu Hause. Wenn andere zur Arbeit gehen, hat er sein Geld schon verdient. Und der ganze Tag liegt noch vor ihm.

In den meisten Haushalten ist die Tageszeitung die liebste Lektüre am Frühstückstisch. Wer die WZ regelmäßig liest, hat sie in der Regel abonniert. Morgenmenschen wie Ludwig Russ sind ein unsichtbarer, aber zuverlässiger Freund der Abonnenten. „Ob Rentner, Hausfrau oder Berufstätiger — rund 300 Zusteller bringen in Krefeld täglich 34 000 Zeitungen an den Mann“, weiß Russ.

Er ist über einen guten Freund auf die Tätigkeit aufmerksam geworden und hat schnell Geschmack an seinem neuen Nebenjob gefunden. Momentan hat er die für ihn schönste Zeit des Tages ein wenig verlängert. „Ich bin für einen Kollegen eingesprungen. Zurzeit trage ich täglich 300 Zeitungen aus“, sagt Russ und freut sich über das Extrageld auf seinem Konto.

Vor seiner Pensionierung arbeitete Russ als Kontrolleur in der Lebensmittelchemie. Schon damals wusste er den schnellen Zusatzverdienst zu schätzen, der seine Haushaltskasse aufbessert und ihm das eine oder andere Extra erlaubt. „Früher war die Modelleisenbahn mein kostspieliges Hobby. Jetzt stecke ich sehr viel Geld in Bücher“, sagt Russ und zeigt auf die gut bestückte Regalwand in seinem Wohnzimmer.

Eine Erkältung hatte Ludwig Russ übrigens schon lange nicht mehr. „Ich bin abgehärtet“, sagt er. „Das ist ein netter Nebeneffekt meines Jobs.“ Schließlich muss die Zeitung jeden Morgen pünktlich im Briefkasten sein — ob der Wind pfeift, ob es regnet, friert oder schneit.

Sicherheit wird bei jeder Wetterlage groß geschrieben: Im Dunkeln ist der unermüdliche Zeitungsbote während seiner Tour gut zu sehen. Seine Arbeitskleidung ist eine dunkelblaue Wetterschutzjacke mit reflektierenden Streifen. Sie ist bequem und modisch und gibt Ludwig Russ das Gefühl von Sicherheit.

Doch zum Glück wird es jetzt morgens wieder früher hell, nach den vielen Schlechtwetter-Tagen folgt für den Naturfreund Russ immer wieder ein Lichtblick. Wer sonst hört bei farbenprächtigem Sonnenaufgang den ersten Vogel am Morgenhimmel tirilieren?

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