Das Urgestein vom Rasensport

Hermann Müllers kam vor 60 Jahren zu dem Verein. Jetzt ist der ehemalige Vorsitzende zum Ehrenmitglied ernannt worden.

Krefeld. Hermann Müllers ist 74 Jahre und hat einen vollgepackten Terminkalender. Gerade erst ist er zum Ehrenmitglied vom Verein für Rasensport Krefeld 1920 ernannt worden.

Mit 15 Jahren ist er in den Verein eingetreten, der da noch seinen Sitz an der Ottostraße hatte. "Früher war das Training unprofessioneller, wir wurden von Krefelder Fußballspielern trainiert, wie Reinholt Orl, Max Streiter oder Franz Caspers", erzählt Müllers. Die haben bei Union oder Preußen Krefeld gespielt und in ihrer Freizeit die Jugend trainiert. Müllers muss lachen als er den Lieblingsspruch seines Trainers zitiert: "Augen auf, Augen auf."

Überhaupt hat der sympathische Mann viel Humor und nimmt sich selbst gerne auf den Arm. "Jetzt, da ich Ehrenmitglied geworden bin, steigen wir ab, weil alle Spieler gesagt haben: auch das noch", sagt Müllers. Seine Urkunde sei wahrscheinlich auch nur ein Aprilscherz, weil sie am 1.April ausgestellt wurde.

Dabei hat er sich die Ehrung schwer verdient: 15 Jahre spielte er in der ersten Mannschaft des Vereins, war zwei Jahre erster Vorsitzender und engagiert sich nun im Ältestenrat und im Förderverein. Neben ihm gibt es nur noch zwei Krefelder, die länger im Verein sind als er. Gelebt und gearbeitet hat er immer in Krefeld, als ausgebildeter Graveur hat er in der Industrie Formen gefertigt, die dann später Plätzchen oder Seifen machen sollten. "Das war ein schöner Beruf, da gab es noch keine Hektik, bis eine Seife auf dem Markt war, konnte es schon mal zwei, drei Jahre dauern", sagt Müllers.

Zum Verein gekommen ist er, weil er in der Nähe des Kaiser-Wilhelm-Parks gewohnt hat. 1965 zog er mit seiner Frau nach Fischeln. Dass er eine romantische Ader hat, zeigt sich in der Geschichte des Paars. 1963 haben sich die beiden auf Mallorca kennengelernt und nach zwei Wochen gemeinsamen Urlaubs verlobt. Ein Jahr später heirateten sie und die gebürtige Schweizerin zog nach Krefeld. Der gemeinsame Sohn interessierte sich nie sonderlich für Fußball und zog einen Turnverein vor.

"Es hat sich schon eine Menge geändert im Vergleich zu früher, da hat sich der ganze Verein nach einem Spiel getroffen und gefeiert und gesungen. Das vermisse ich. Heute macht man das nicht mehr so. Allerdings sind die Jungs heute schneller und besser als wir früher", sagt Müllers.

Aktiv ist er auch als Sänger im Shanty Chor des Linner Männergesangsvereins 1859. Dort singt er seit 15 Jahren Seemannslieder. Obwohl er selbst ein Akkordeon hat, spielt im Verein ein anderer. "Ich kann nämlich keine Noten lesen", lacht Müllers "ich spiele nur nach meinem Gehör."

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