Wolfgang Bosbach - ein ehrlicher Rebell

Der CDU-Politiker stellt sich bei der Jungen Union im Goldenen Hirsch demonstrativ hinter Kanzlerin Angela Merkel.

Krefeld. Wolfgang Bosbach macht seinem Ruf, ein ehrlicher Politiker zu sein, alle Ehre. Als er mit 15-minütiger Verspätung das Podium der Jungen Union betritt, erklärt er: „Ich könnte jetzt sagen, durch Friedensgespräche über Syrien aufgehalten worden zu sein. Aber ich hatte einfach Hunger.“ Also kehrte er „in ein Restaurant mit Migrationshintergrund“ in Hüls ein und aß ein Stück Pizza im Stehen.

Der Vorsitzende des Innenausschusses lockt rund 160 Leute in den Goldenen Hirsch. „Er ist ein engagierter Wahlkämpfer und immer da“, lobt ihn Bundestagskandidatin Kerstin Radomski. Bosbach legt die Jacke ab, rückt den Tisch zurecht und beginnt zu sprechen. Bei Rhetoriker Bosbach gehen Plauderei — mit leicht rheinischem Zungenschlag — und Wahlkampf ineinander über. Er würzt seine Themen mit kleinen Anekdoten, bringt sie unterhaltsam ‘rüber, kann aber auch Rebell. So hat er im Bundestag dagegen gestimmt, den deutschen Anteil am Euro-Rettungsschirm aufzustocken, weil Griechenland die auferlegten Konsolidierungsziele zum ersten Mal nicht erreichte. „Handlung und Haftung gehören zusammen“, erklärt er.

Er hat bisher immer mit der Partei gestimmt, und für Angela Merkel „würde ich mich in jede Schlacht werfen“, sagt er. Sie sei bodenständig und unprätentiös. „Deutschland ist bei ihr in guten Händen.“ Beim Blick auf Syrien und Ägypten erklärt er: „Bei allen Sorgen, die wir haben, ist es ein Glück, in Deutschland arbeiten und leben und die Meinung sagen zu können. Vaterlandsliebe ist eine gute Sache.“

Bosbach erzählt Anekdoten aus der Jugend. „Wir haben draußen gespielt, bis es dunkel war, ohne pädagogische Betreuung, GPS und Handy. In den ersten 40 Jahren meines Lebens war ich offline.“ Und dann ist er beim Thema Schule. „Die CDU will keine Einheitsschule, weil wir keine Einheitskinder haben. Jedes soll seine Bildung bekommen und nach Neigungen ausgebildet werden.“

Deutschland befinde sich auf dem Weg von einer Industrie- zur Wissensgesellschaft. „Wer nichts im Boden hat, der muss was in der Birne haben“, sagt er kämpferisch. Er spricht sich auch für die Weiterbeschäftigung von Älteren aus, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. „Es mag sein, dass die Jungen schneller laufen, aber die Alten kennen die Abkürzung“, sagte Bosbach und erntete Applaus im Stehen.

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