Bundestagswahl Ehrmann: „Kommunikation befremdlich, Ergebnis gut“

Für die Krefelder Politik ist quer durch die Parteien klar: Martin Schulz ist der richtige Mann als SPD-Spitzenkandidat.

Bundestagswahl: Ehrmann: „Kommunikation befremdlich, Ergebnis gut“
Foto: abi 2/DJ

Als sich die SPD-Bundestagsfraktion am Dienstag um 15 Uhr zur turnusmäßigen Sitzung trifft, ist nichts wie gewohnt. Gerade sickert durch, dass Parteichef Sigmar Gabriel dem Magazin Stern offenbar exklusiv anvertraut hat, dass er nicht wie erwartet als Kanzlerkandidat für die Sozialdemokraten ins Rennen geht. Damit hat Gabriel nicht nur die Parteilinie verlassen und den verabredeten Verkündungstermin nächsten Sonntag im Alleingang gekippt. Er hat das Magazin auch eher als seine verdutzten Genossen über den überraschenden Schritt informiert. Schnell übernimmt am späten Nachmittag trotzdem Optimismus die Regie.

Für den erfahrenen SPD-Abgeordneten Siegmund Ehrmann ist es ohnehin ein besonderer Tag. Sein 65. und zugleich letzter Geburtstag als Mitglied des Bundestages, dann das Signal zu Gabriel, schließlich die Gewissheit, als Fraktionschef Thomas Oppermann entgegen seiner Gewohnheit zunächst Gabriel das Podium überlässt. Der erklärt seinen Schritt und macht Schulz Platz im Parteivorsitz und als Spitzenkandidat.

Ehrmann findet die Kommunikation Gabriels „befremdlich“, das Ergebnis aber „richtig gut“. „Mit Schulz kann die SPD auf ganz breiter Basis antreten. Er ist ein leidenschaftlicher Europäer, der die Leute begeistern kann und sie anspricht. Gerade in diesen Zeiten der Re-Nationalisierung brauchen wir einen Marschallplan für strukturschwache Regionen, Martin Schulz ist der richtige Mann. Und er benötigt für innenpolitische Themen eine starke Mannschaft.“ Ehrmann nennt da als erste Andrea Nahles.

Er lobt Gabriel trotzdem: „Er hat sehr, sehr verantwortungsbewusst gehandelt. Für die Sozialdemokratie geht’s ans Eingemachte.“

SPD-Kandidatin Nicole Specker begrüßt Martin Schulz als Kandidaten: „Er steht für ein starkes und geeintes Europa. Insbesondere nach dem Brexit, aber auch der Wahl Trumps, bin ich davon überzeugt, dass wir den richtigen Kandidaten gefunden zu haben, um den nationalen und europäischen Herausforderungen zu begegnen. Großen Respekt zolle ich Sigmar Gabriel für seine Entscheidung.“ Wie Kollegin Elke Buttkereit, die zudem feststellt: „Mit Martin Schulz ziehen wir mit einem tollen Typen als Spitzenkandidat in den Wahlkampf. Eine gestandene Persönlichkeit, die der SPD und Deutschland Schwung geben wird. Ich finde es gut.“

Krefelder Reaktionen gibt’s aber auch aus anderen politischen Lagern. Grünen-Abgeordnete Ulle Schauws etwa sagt: „Diese einsame Entscheidung von Sigmar Gabriel, vor der ich Respekt habe, kam für viele überraschend — auch in der SPD. Jetzt bin ich gespannt, wie Martin Schulz den Rollenwechsel macht und in Deutschland ankommt. Klar muss der gemeinsame Kurs gegen Rechts sein. Da kommt es jetzt vor allem drauf an.“

FDP-Kandidat Florian-Philipp Ott ist überrascht: „Dass es Martin Schulz wird, hätte ich nicht erwartet. Aber ich halte ihn für die richtige Wahl. Denn in Zeiten, in denen die Idee des vereinten und liberalen Europas stärker unter Druck steht, brauchen wir jeden, der überzeugend für die europäische Idee eintritt. Egal, welcher Partei er angehört. Das kann Schulz und deshalb freue ich mich auf seinen Beitrag im Bundestagswahlkampf.“

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