„Bei uns ist nachts mehr los als in Krefeld“

Russische Jugendliche verbringen zehn Tage in der Villa K. mit deutschen Gastgebern.

Krefeld. In der Villa K. wird russisch gesprochen. Zumindest war das in den vergangenen Tagen so. Denn zum zweiten Mal innerhalb von vier Jahren sind russische Jugendliche aus Tscheboksary zu Besuch nach Krefeld gekommen. Ihre Heimat liegt 500 Kilometer östlich von Moskau. Gestern sind sie dorthin zurück gereist.

Mit deutschen Jugendlichen zusammen haben sie ein abwechslungsreiches Programm absolviert. "Die verschiedenen Kulturen sollen sich kennenlernen und Vorurteile abbauen. Bei diesem Projekt steht jeder in direktem Kontakt zu Einheimischen, im Urlaub wäre das anders", erklärt Peter Bintzen, Leiter der Villa K.

Auf dem Programm standen sowohl kulturelle Führungen durch Krefeld, als auch die Besichtigung des Feuerwerks in Düsseldorf oder der Besuch der Love-Parade in Dortmund. Besonders gut hat den Jugendlichen der Süchtelner Kletterwald gefallen. "Das würde ich auf jeden Fall nochmal machen", erzählt die 19-jährige Lisa.

Zwischen den 13 russischen Jugendlichen zwischen 13 und 18 Jahren und ihren deutschen Gastgebern gab es zwar die ein oder andere Sprachbarriere. Trotzdem wurde der Kontakt untereinander gesucht. "Wir verständigen uns auf Russisch, Deutsch, Englisch - oder mit Händen und Füßen", erklärt der 17-jährige Eduard. Er ist einer von fünf Deutschen, der an dem Projekt teilgenommen hat, jedoch mit russischem Migrationshintergrund.

Schon seit vier Jahren macht Eduard bei dem Austausch mit, und war selbst schon zweimal in Tscheboksary. "Durch die Jugendlichen, die ein bisschen Russisch sprechen, kommen die Gespräche besser in Gang und sie können auch für andere dolmetschen", erklärt Peter Bintzen.

Den Gästen hat es jedenfalls gut in Krefeld gefallen. Immer gab es etwas Neues zu entdecken. "Mir schmeckt das deutsche Essen sehr gut", berichtete die 16-jährige Valera. "Und alle sind so freundlich", ergänzt ihre Freundin Nastja.

500000 Einwohner hat ihre Heimatstadt. Krefeld haben sie als "kompakt und deutlich weniger nachtaktiv" empfunden. "In Tscheboksary fängt das Leben abends erst an, dort ist viel mehr los als hier", erzählt Lisa.

Gemeinsam arbeiteten die Jugendlichen an einem Kunstprojekt für den Garten, einer Sitzgruppe. "Es soll etwas hier bleiben, wenn die Jugendlichen wieder fahren, etwas was gemeinsam kreativ geschaffen wurde", sagt Bintzen. Die Abende wurden in der Villa K. verbracht - mit Karaoke-Singen. Alle Teilnehmer haben dort auch übernachtet.

Finanziert wird das Projekt vom "Internationalen Bund" (IB) und der Stadt. Nur die Reisekosten müssen die Jugendlichen selbst tragen. Beteiligt hat sich auch der Lions Club Krefeld.

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