Auszeichnung fürs Ehrenamt: „Ich bin dankbar, dass ich helfen kann“

Christa Wagner leitet seit neun Jahren die Lebensmittelausgabe in Stahldorf. Dafür wurde sie nun ausgezeichnet.

Krefeld. "Rosenkohl oder Blumenkohl?", fragt eine ehrenamtliche Helferin, während sie zu dem mannsgroßen Stapel Gemüse herübergeht. Ein alter Mann reicht ihr eine große Tasche und sagt schmunzelnd: "Am liebsten beides."

Eine lange Schlange wartet vor dem Pfarrhaus Sankt Bonifatius. Helfer packen mit fliegenden Händen Käse, Auberginen und Brot zusammen, damit die 240 bedürftigen Familien - wie jeden Freitag - mit Lebensmitteln versorgt werden können. Mittendrin: Christa Wagner. Sie leitet die Aktion - ehrenamtlich.

"Freitags brauche ich kein Fitnessprogramm", scherzt die 67-Jährige. Denn von morgens bis abends packt sie Lebensmittel ein, verteilt diese an die Menschen, organisiert die Essens-Anlieferung der Krefelder Tafel und findet zwischendrin immer wieder Zeit für Gespräche mit den Familien. Abends fegt sie noch einmal mit dem Besen durch.

Sie ist eine der letzten, die geht - und das seit langem. Mit dabei ist sie seit zwölf Jahren, seit neun Jahren leitet sie die Verteilung in Stahldorf. Dafür hat Oberbürgermeister Gregor Kathstede ihr nun die Verdienstmedaille überreicht, die vom Bundespräsidenten für besonderes Engagement verliehen wird.

"Wir versuchen einfach, allen zu helfen", sagt die Krefelderin. Das heißt neben der Lebensmittelausgabe: Tipps geben, wie amtliche Formulare ausgefüllt werden müssen; Trost spenden, wenn der Strom abgestellt wird oder es Probleme mit dem Vermieter gibt; aber auch ein offenes Ohr für alltägliche Dinge haben. "Wenn sich die Menschen dann bei mir bedanken, denke ich oft: ,Ich habe doch nur zugehört, ich habe doch gar nicht so viel gemacht’", erzählt die energische Frau mit den kurzen Haaren.

Wer in der langen Schlange nach Christa Wagner fragt, hört Dinge wie: "Die ist immerzu freundlich" und "Eine sehr nette Frau". Sie kennt viele Bedürftige namentlich, "aber alle zu kennen, das ist ja praktisch unmöglich", sagt sie. "Es werden nämlich immer mehr." Als sie anfing, waren es gerade einmal 40 Familien. Doch Christa Wagner baute kontinuierlich aus: Sie hat die Kaffeetafel vergrößert, eine kostenlose Kleider-Ausgabe, einen Weihnachtsbasar und eine Weihnachtsfeier mit kleinen Geschenke-Tüten für alle eingerichtet.

Da bleibt kaum Zeit für etwas anderes. Zu viel wird ihr die Arbeit trotzdem nicht. "Das ist halt das pralle Leben", sagt sie über ihre Freitage. "Und ich bin dann immer dankbar: für das, was ich habe - und dass ich helfen kann."

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