Als „Professor“ nach Fernost

Der Student Sebastian Schraven geht für vier Monate nach Tai’an, um den Chinesen Nachhilfe in Sachen Management zu geben.

Krefeld. Der Tipp mit China kam plötzlich. Sebastian Schraven (25) hat nicht gezögert. Im Dezember hat er sich beworben, Ende Januar kam die Zusage, jetzt fliegt er über London und Peking nach Jinan, um in der großen Stadt Tai’an vier Monate lang an der Shandong Agricultural University als Tutor zu arbeiten - in Deutsch. Denn die Studenten werden hier zweisprachig ausgebildet.

Vier Tage vor Weihnachten ist Sebastian Schraven wieder in Krefeld. Mutter Bärbel Schraven unterstützt das Vorhaben, auch wenn ihr der innerchinesische Flug nicht ganz geheuer ist: "Das ist eine einmalige Möglichkeit, diese Welt kennen zu lernen. Und dann wird er so richtig selbständig", scherzt sie.

Sie ist beruhigt, dass Sebastian seinen Laptop mitnimmt und ein Online-Tagebuch schreiben und Bilder über die Webcam schicken will. Eine Telefonverbindung über das Internet ist auch schon angemeldet. "Hoffentlich schränken die chinesischen Behörden meinen Internet-Verkehr nicht zu stark ein", hofft er.

Sabastian Schraven aus dem Krefelder Westen fliegt mit vier weiteren Tutoren und sieben Professoren nach Fernost. Dabei ist er selbst noch Student an der Fachhochschule für Oekonomie und Management in Düsseldorf. Berufsbegleitend neben seinem Job in der Personalabteilung bei Thyssen-Krupp Nirosta (TKN) studiert er seit 2007 Management.

Nach dem Abitur am Fichte-Gymnasium und Zivildienst ging er zur Ausbildung als Industriekaufmann zu TKN. Das Unternehmen fördert nicht nur sein Studium, sondern stellt ihn auch für den China-Aufenthalt frei. Seine Aufgabe als Tutor an der Universität in Tai’an, einer Stadt in der Provinz Shandong zwischen Shanghai und Peking mit 1,6 Millionen Einwohnern im Kernbereich, besteht darin, mit den Studenten des ersten und dritten Semesters die Vorlesungsthemen wie Finanzierung, Kostenrechnung, Buchführung, Wirtschaftsmathematik und Management-Grundlagen durchzupauken.

Vielleicht trifft er die Studenten bald wieder. Denn den letzten Ausbildungsabschnitt absolvieren sie an der Fachhochschule für Oekonomie und Management (FOM) in Essen. Der Job in China ist für Sebastian Schraven eine echte Herausforderung und auch ein Abenteuer. "Bis jetzt bin ich mit meinen Auslandserfahrungen über Spanien-Urlaube nicht hinausgekommen", gesteht er. Vorbereitet hat sich Sebastian Schraven überwiegend im Internet. Er ist gespannt auf die fremde Kultur und Alltagsgewohnheiten. Er hat keine Sorge, dass ihm das Essen nicht schmecken könnte. Gemeinsam mit seinen Kollegen will er auch noch was vom Land sehen: "Wir dürfen nicht in den Westen Chinas und nicht nach Tibet, aber sonst überall hin." Peking und Shanghai stehen auf jeden Fall im Programm. Menschlich und beruflich erwartet Sebastian Schraven einen großen Schritt von seinem Aufenthalt. Mutter Bärbel sieht es ganz pragmatisch: "Sowas macht sich bestimmt gut in einem Lebenslauf für künftige Bewerbungen."

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