After Hour: Nach der Party geht’s zur Party

Im Jack’s wird ab sechs Uhr morgens gefeiert. Hier geht hin, wer nicht schlafen will.

Krefeld. Wenn die meisten Nachschwärmer schon längst in ihrem Bett liegen und schlafen, treffen sich ein paar Hartgesottene in einer Bar an der Breite Straße. Sie feiern weiter - unermüdlich. Oder sie trinken noch gemütlich einen Absacker. Alle sind sich einig: Die Nacht soll noch nicht zu Ende sein.

Das Jack’s bietet samstags und sonntags eine Afterhour an: die Stunde nach der Party. In den meisten Clubs werden die letzten Gäste nämlich so gegen sechs Uhr hinausgekehrt. Zu dieser Zeit läutet Jens Gillers Stunde.

Die ersten Leute klingeln an der Tür seiner schwarz angestrichenen Bar. Draußen sind dumpf die treibenden Beats zu hören. Ein Auge schaut durch den Spion. Die Tür öffnet sich - oder auch nicht. "Die ganz schlimmen Gestalten lassen wir gar nicht erst rein", sagt Giller. "Meine Gäste sollen sich wohlfühlen. Ärger ist unerwünscht."

Auf der Tanzfläche stehen ein paar Leute, der Tresen ist voll. An den Stehtischen und in der Sesselecke brüllen einige gegen die laute Elektro-Musik von Resident-DJ Frank Waldmann an. Fast jeder hat ein Getränk in der Hand: überwiegend Bier, Cola oder etwas, das wie ein Energy Drink aussieht und wahrscheinlich mit Wodka gemischt ist. Um halb sieben füllt es sich langsam, die Luft wird immer verqualmter.

Robert, Marc und Caro haben ihre Jacken an und unterhalten sich. "Ich bin heute extra aus Köln gekommen", sagt Robert. "Allerdings freue ich mich, wenn ich wieder zurück bin." Er grinst breit. "Aber wir sind noch fit und werden den Abend bestimmt noch etwas hinauszögern." Die Truppe hat sich erst bei Marc zum Vortrinken getroffen und ist dann losgezogen. Erste Station war die Königburg. "Es war schlecht", urteilt Robert. "Aber hier mag ich die Atmosphäre, und die Musik ist viel besser."

Der Hamburger Uwe setzt sich auf den freigewordenen Hocker, ein Bier in der Hand. "Mir geht’s beschissen, ich bin hier gestrandet", sagt er und kommt ins Plaudern.

Er ist zu Besuch hier, bei einem Freund, mit dem er die Leidenschaft für Oldtimer teilt. "Wir wollten ein bisschen in seiner Werkstatt feiern, doch die Musik war zu laut." Die Polizei kam zweimal. Nach Diskussionen nahmen die Polizisten die beiden Freunde mit auf die Wache.

Seit drei Uhr ist Uwe allein in Krefeld unterwegs. "Ich weiß nicht, wo ich bin", sagt der Physiotherapeut etwas verzweifelt. "Ich bin sogar zwischenzeitlich in einem deutsch-türkischen Verein gewesen. Dort bin ich für 50 Euro in ein Glückspiel eingestiegen, obwohl ich keine Ahnung von den Regeln hatte. Nur um zwei Stunden Wärme zu haben." Völlig surreal und abgefahren sei das alles. Er fragt nach der Uhrzeit.

7.20 Uhr. Draußen ist es hell und die Vögel zwitschern. Uwe muss noch ein Weilchen bleiben.

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