Adam Balogh: Der Arzt aus Krefeld, dem die Boxer vertrauen

Bei mehr als 100 Profi-Boxkämpfen war der Krefelder Chirurg Adam Balogh als Ringarzt dabei und hat auch schon Leben gerettet.

Krefeld. Adam Balogh hat zwei große Leidenschaften: die Medizin — und den Boxsport. Zwar streift der Chefarzt der Allgemeinchirurgie an der Helios-Klinik Hüls nicht selbst die Boxhandschuhe über. Als Ringarzt des Bunds Deutscher Berufsboxer hat er jedoch schon mehr als einhundert Boxkämpfe national und international betreut.

„Ich habe früher gefochten und im Boxen viele Parallelen entdeckt. Mich fasziniert, wie einige Boxer mit ihren Fäusten fechten“, erzählt der Mediziner. „Irgendwann kam ich auf die Idee, mein Interesse am Boxsport mit meinem Beruf zu verbinden. Schließlich habe ich als Ringarzt den besten Platz direkt am Geschehen“, so der 47-Jährige mit einem Augenzwinkern.

Der Chirurg erfüllt alle Voraussetzungen, um als Ringarzt zu arbeiten: Er ist Facharzt, besitzt die Zusatzqualifikation als Notfallmediziner und kennt die Regeln des Profi-Boxsports. Trotzdem dauerte es fünf lange Jahre, bis der Mediziner endlich vom Bund Deutscher Berufsboxer als Ringarzt zu seinem ersten Boxkampf geladen wurde. Das ist genau zehn Jahre her und inzwischen gehört der gebürtige Ungar zu den erfahrendsten Ringärzten Deutschlands.

„Meine Arbeit als Ringarzt beginnt nicht erst mit dem Glockenschlag zur ersten Runde. Der eigentliche Kampf ist nur das Sahnehäubchen meiner Arbeit“, erklärt der Mediziner. Bereits Wochen vorher fordert er in seiner Funktion als Ringarzt die benötigten medizinischen Befunde der Sportler ein.

Dazu gehören unter anderem: eine Schädel MRT-Untersuchung, HNO-Untersuchungen sowie HIV- und Hepatitis-Tests. „Manchmal kann es vorkommen, dass nicht alle Atteste vorliegen und Untersuchungen nachgeholt werden müssen, gegebenenfalls auch von mir“, so der Hülser Chefarzt.

Einen Tag vor dem Kampf — beim offiziellen Wiegen — werden die Boxer vom Ringarzt durchgecheckt. „Ich überprüfe Blutdruck, Herz- und Kreislauf, Lungenfunktion, Augen, Hals, Nase, Ohren und Mund. Zudem müssen alle Knochen abgetastet werden, um einen Bruch auszuschließen. Je nach Veranstaltung untersuche ich bis zu 30 Boxer“, berichtet Balogh.

Zu seinen Privilegien gehört auch, dass er neben dem Ringrichter und Trainer als einziger den Ring betreten darf. „Zwar darf nur der Richter einen Kampf abbrechen, allerdings habe ich noch keinen Richter erlebt, der sich nicht an den medizinischen Rat des Ringarztes gehalten hat.“ Häufig müssen Kämpfe aufgrund von Augenverletzungen abgebrochen werden und etwa die Hälfte endet mit einem K.O..

Trotz aller Routine, die der Hülser Chefarzt in über 100 Einsätzen gesammelt hat, ist jeder Kampf für ihn erneut aufregend. Ein Erlebnis ist ihm besonders in Erinnerung geblieben: Es war der erste professionelle Boxkampf in Slowenien überhaupt. Einer der Boxer ging bewusstlos zu Boden. Adam Balogh reagierte blitzschnell, kletterte in den Ring und begann vor geschockten 16 000 Zuschauern mit der Reanimation. Das Problem: Der Rettungsdienst war nicht vor Ort, um den Ringarzt mit den entsprechenden Geräten wie Trage, Intubationsbesteck oder Defibrilator zu unterstützen. „Als die Sanitäter schließlich aus der ‚Kaffeepause’ zurückkehrten, war der Sportler bereits wieder bei Bewusstsein.“

Anfang Dezember war der Chirurg als Ringarzt beim Kampf von Wladimir Klitschko in Düsseldorf vorgesehen. Der Kampf wurde abgesagt, weil der Profiboxer wegen Nierensteinen operiert werden musste. Auch das hätte Adam Balogh problemlos übernehmen können. Red

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