Abitur: Die Besten blicken zurück – und vor allem nach vorn

Drei Schülerinnen vom Gymnasium Horkesgath machten ihren Abschluss mit der Note 1,0 und werden nun dafür ausgezeichnet.

Krefeld. "Morgen fang ich an. Morgen wirklich." Vor den entscheidenden Prüfungen hatten Svenja Petersen, Melanie Beudels (beide 19) und Hannah Schaffrath (20) eigentlich ganz ähnliche Ziele wie andere Abiturienten auch. Das Endergebnis unterscheidet sie jedoch von den Allermeisten: Die drei Schülerinnen bestanden ihr Abitur am Gymnasium Horkesgath mit der Bestnote 1,0. Am Dienstag werden sie, zusammen mit den anderen Besten aus ganz NRW, vom Ministerpräsidenten ausgezeichnet.

"Das wirkliche Lernen hat vor dem Abi wirklich nicht mehr lange gedauert", sagt Svenja. "Ich könnte mir auch nie vorstellen, den ganzen Tag am Schreibtisch zu sitzen." Auch als die Prüfungen im Juni näher rückten, war immer noch genug Zeit für Hobbies, Freunde und Nebenjobs, bestätigen Melanie und Hannah. "Aber", räumen sie ein, "die Planung davor hat schon gestimmt." Dicke Ordner mit dem sorgfältig gesammelten Wissen aus zwei Oberstufenjahren beschreiben die drei als ihr Erfolgsgeheimnis. "Das musste ich mir eigentlich nur nochmal genau angucken", meint Svenja. "Hier kommt dann natürlich schon eine besondere Begabung dazu", erklärt Klemens Seth. Der Schulleiter am Gymnasium Horkesgath ist stolz auf die drei Besten aus dem jüngsten Abiturjahrgang. Alle drei hatten Mathe im Leistungskurs. Alle drei studieren ab Oktober in Aachen, zwei von ihnen Biologie, zwei haben schon eine Wohnung gefunden. Doch lernt man die erfolgreichen Absolventinnen kennen, entsprechen sie keinerlei Klischee und sind grundverschieden. Svenja hat sich fürs Medizinstudium entschieden, Hannah bleibt erst einmal bei ihren Eltern wohnen.

Melanie machte nach dem Abi Urlaub, Svenja konnte nicht weg. Ihre drei Nebenjobs, unter anderem als Tennistrainerin, sowie sämtliche Lieblingssportarten ließen ihr zwischen Schule und Studium kaum Zeit. Nun kommt noch ihr Praktikum im Helios-Klinikum dazu. Hannah stieg ebenfalls sofort ins Berufsleben ein. "Ich möchte nach dem Biologiestudium gern Wissenschaftsjournalistin werden", sagt sie. Und fing mit einem Praktikum bei der Zeitung an. Melanie will lieber in die Forschung einsteigen, Svenja gern Orthopädin werden. "Gut, zielstrebig muss man schon sein", räumt Hannah ein, aber bleibt dabei: "Wir sind nicht anders." Und wenn doch mal jemand die dicken Ordner der Drei irgendwie komisch fand oder das Wort "Streber" fiel - "auch egal". Schließlich hat sich das Aufpassen im Unterricht nun ausgezahlt. "Nur so hat man nach der Schule den Kopf frei für alles andere", meint Melanie. "Und auch vor dem Abi keinen Stress." Damit war das Ergebnis der Prüfungen auch keine allzu große Überraschung mehr. Obwohl Hannah zwischendurch kurz Zweifel kamen - bei der Eins Minus in der mündlichen Prüfung. Nun blicken die Drei optimistisch in die Zukunft. "Mit Medizin und Biologie kann man ja ganz viel machen", meint Melanie. "Ich möchte mich noch nicht festlegen." Zuerst kommt ja sowieso noch die feierliche Ehrung. Von Aufregung jedoch auch hier keine Spur: "Schön, mal alle kennenzulernen", meint Svenja. "Auch Herrn Rüttgers." Und fragt sich im nächsten Moment: "Was zieht man denn da an?" Eigentlich ganz normale Gedanken einer 19-Jährigen.

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