75 Jahre Krefelder Zoo: Ricky, Ticky, Tacka und Dag

Dag Encke wuchs im Krefelder Zoo auf. Mittlerweile ist er Direktor des Tiergartens Nürnberg.

Krefeld. Dag Encke muss eine wunderbare Kindheit gehabt haben. Gemeinsam mit seinen drei Geschwistern wuchs er im Krefelder Zoo auf. 1965 geboren, lebte er dort bis kurz nach seinem Abitur am Arndt-Gymnasium. Während andere Kinder als Haustier einen Goldhamster oder Wellensittich hatten, tollte der kleine Dag mit seinen Ameisenbären Ricky, Ticky, Tacka und Tu, mit Schneeleoparden und Mähnenwölfen herum.

Dag Encke ist der Sohn von Walter Encke, Krefelds Zoodirektor von 1959 bis 1996. Das Bauernhaus war die offizielle Dienstwohnung der Familie. „Wir zogen alle möglichen Tiere im Haus auf“, erinnert sich Dag Encke. „Anfangs war der Zoo klein und mein Vater kümmerte sich persönlich um die Tierhaltung.“

Nandus und Kraniche lebten im Garten, Hirsch, Waschbär und Gepard wuchsen im Haus auf. „Unsere kleinen Ameisenbären waren mit die ersten Haltungsversuche dieser Tierart in Zoos“, erzählt Dag Encke.

Gebadet wurden die Ameisenbären, auch Tamanduas genannt, im Waschbecken in der Bibliothek. „Die Ernährung war das Schwierigste“, erinnert sich Dag Encke. „Aber mein Vater war ein Tüftler und bekam schnell raus, wie es funktioniert.“

Ricky, Ticky, Tacka und Tu waren der Anfang für die erfolgreichste Tamandua-Zucht in Europa. Noch heute bewundert Dag Encke seinen Vater für den Enthusiasmus, mit dem er sich unermüdlich auf neue Themen stürzte.

Der Sohn führt die Ideen des Vaters fort und tritt — natürlich — in dessen Fußstapfen. Er studierte Biologie in Gießen, promovierte in Marburg und wollte zunächst in der Umweltpolitik oder Forschung arbeiten. Doch während eines Praktikums im Moskauer Zoo, merkte er, „dass es schmeckt“ — die Würfel waren gefallen.

Acht Jahre lang arbeitete Dag Encke als Kurator im Allwetterzoo in Münster. 2005 wechselte er als leitender Direktor des Tiergartens nach Nürnberg. Doch gleich in seinem ersten Jahr machte der neue Zoodirektor Schlagzeilen ganz anderer Art: Er war in der Nähe, als ein Mann auf offener Straße seine Ex-Frau erschoss. Der damals 40-jährige Encke erlitt dabei selbst einen lebensgefährlichen Bauchschuss. Nach einer zweistündigen Not-Operation überstand er die Verletzung wie durch ein Wunder. „Ich habe ein zweites Leben geschenkt bekommen“, sagt der dreifache Vater heute.

Beruflich ist Dag Encke besonders stolz auf die im Sommer 2011 fertiggestellte Delfinlagune, das größte Bauwerk im Tiergarten Nürnberg mit einem Investitionsvolumen von 30 Millionen Euro. Die innovative Unterwasserlandschaft als Zuhause für Delfine und Seelöwen war ihm eine Herzensangelegenheit.

Ansonsten verfolgt der Herr über 2300 Tiere lieber die „Strategie der 200 000-Euro-Schritte“ und setzt nach und nach kleine Projekte um. Gerade wird eine neue Anlage für Erdmännchen und Fuchsmangusten fertiggestellt.

In seiner knapp bemessenen Freizeit fotografiert Dag Encke zur Entspannung ganz altmodisch mit einer alten Praktica Spiegelreflexkamera. Er hat sich sogar eine kleine Dunkelkammer eingerichtet. Seine Motive? „Alles, nur keine Tiere“, sagt Dag Encke lachend.

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