200.000 Menschen feiern beim Rosenmontagszug

Kaum Randale, weniger betrunkene Jugendliche und tolles Wetter: 200 000 Menschen erleben Karneval von seiner guten Seite.

Krefeld. Die gute Laune steht Daniela Kox auf dem Sprödentalplatz ins Gesicht geschrieben: „Letztes Jahr Schnee, davor das Jahr Regen, davor Eiseskälte. Nee, haben wir ein Glück.“ Und viereinhalb Stunden später hat ihr Vater Rolf Kox, Zugleiter des Festkomitees Krefelder Karneval, ebenfalls beste Laune: „So viele Leute wie heute, die hatten wir schon lange nicht mehr“. Und das Beste: „Der Rosenmontagszug ist diesmal richtig friedlich abgelaufen“.

200.000 Menschen säumen den sieben Kilometer langen Weg der 2000 Zugteilnehmer mit 38 Wagen, 60 Pferden und 20 Musikkapellen. Zwar machen „nur“ 46 Gruppen mit — 13 weniger als 2010 —, doch wirkt der „Zoch“ keinesfalls kürzer. Natürlich zieht sich das am Dionysius-Kirchturm orientierte Motto: „Nein, was sind wir doch Spitze“ durch den ganzen Zug, aber nicht alle machen mit. Eppels Jecke, köstümiert als Quallen, wollen „nicht spitz, sondern halbrund und ganz bunt“ daherkommen. Und der Reitstall Wetzels interpretiert das Motto völlig anders: „Jecke Lämmer un dä spitze Schäfer“ lautete dessen Motto. Die jecken Lämmer hoch oben auf dem Wagen verteilen gut gelaunt Kamelle. „Ob spitz, ob stumpf — die Alten sind Trumpf“, meinen die Bewohner des Dreikönigen- und des Gerhard-Ter-steegen-Hauses.

Trotz Niederlage bleibt in Krefeld Schwarz-Gelb spitze, finden die Pinguine mit Geschäftsführer Robert Haake und Rick Adduono mit ihrem Motto-Wagen. Weil nicht alle Spieler gleichzeitig auf den Wagen dürfen, fahren die Cracks in Etappen mit.

„Wir sind doch königlich“ erklärt Rennbahn-Gastronom Volko Herdick auf dem Doppelstock-Bus. Eine Anspielung auf den vorausfahrenden Wagen der Königsburg? Den KTSV Preußen hingegen wurmt offenbar die Vergabe der Fußball-WM an den Golf: „Qatar 2022: Wir kaufen die WM“, heißt es bei ihnen. Und auch der Zustand der Krefelder Straßen ist ein Thema: „Schlagloch 8743 bis 8747“ heißt es da.

Als der bunte Zoch vor dem Rathaus beidreht und die Bürgermeisterinnen Karin Meincke und Jutta Pilat auf dem Balkon abwechselnd hüftschwingend die Parade kommentieren, soll sich CDU-Fraktionschef Wilfrid Fabel in der Prinzengarden-Uniform in die andere Richtung gedreht haben, ist beobachtet worden. Der Oberbürgermeister hingegen, ebenfalls auf dem Wagen der Prinzengarde, lässt sich mit ausgebreiteten Armen huldigen. Die dritte Bürgermeisterin im närrischen Treiben dürfte betrübt zu Bett gegangen sein: Hatte sich Monika Brinner doch mit der 30-köpfigen Grünen-Gruppe einen Platz ganz vorn bei der Fußgruppen-Prämierung erhofft.

Auf der Breiten Straße, auf dem Südwall und in der Hubertusstraße, wo Dachsbau-Wirt Klaus Wiewrodt und sein Partner Herbie das Geschehen kommentieren, ist viel Platz am Straßenrand. Mancher Musiker und Kinderprinz wirkt da schon etwas müde, zumal in der Südstadt das Wort „Helau“ recht unbekannt zu sein scheint. Man steht in der Sonne, guckt und fischt Kamelle ab.

Viel los ist hingegen wieder in der Nordstadt — auf Drießendorfer Straße und Sternstraße knubbelt sich das Volk. Kurz vor dem Friedrichsplatz gab es Rosenmontag 2010 regelrechte Ausschreitungen, bei denen mehrere Polizeibeamte verletzt wurden. Gestern sind dort lediglich drei Randalierer von der Polizei eingesackt und in Gewahrsam genommen worden, insgesamt waren es bis 19 Uhr sechs Störenfriede — im Jahr zuvor nahm die Polizei 29 Personen fest.

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