Düsseldorf Rosenmontagszug: Der große Streit um die Tilly-Wagen

Nach den bissigen Wagen im Zoch wird Jacques Tilly wüst beschimpft. Der Streit entzündet sich an den Trump-Wagen.

 Dienstag wurde die Abriss-Party in der Wagenbauhalle gefeiert. Nur ganz wenige der närrischen Kreationen von Jacques Tilly werden aufgehoben.

Dienstag wurde die Abriss-Party in der Wagenbauhalle gefeiert. Nur ganz wenige der närrischen Kreationen von Jacques Tilly werden aufgehoben.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. War das grenzwertig — oder darf Satire keine Grenzen kennen? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Karnevalisten. Vor allem die beiden Trump-Wagen im Rosenmontagszug lösten heftige Diskussionen aus. Ist das noch lustig, wenn der neue amerikanische Präsident eine sich heftig wehrende Freiheits-Statue vergewaltigt, die ihm dafür auf dem nächsten Wagen den Kopf abschlägt? Oder benutzt man damit die barbarischen Bilder des IS.

„Im Rathaus und auf der Straße gab es nur positive Reaktionen, aber ich habe auch ganz viele Hass-Mails bekommen“, meinte Tilly am Montag. „Linksversiffter Speichellecker“ und „Systemkasperle“ waren noch die harmloseren Beschimpfungen. Allerdings wurden ihm auch Besuche angedroht.

Für Tilly waren die Mottowagen noch alle im Rahmen. „Abgeschlagene Köpfe hatten wir schon oft, das ist sozusagen das Standard-Motiv eines Karikaturisten. Und Trump war ja auch angezogen und nicht nackt, als er sich der Freiheitsstatue genähert hat, von daher war alles jugendfrei“, meint Tilly. Zudem seien die drastischen Wagen nur der weltpolitischen Lage geschuldet, wie er betont.

Den Vorwurf, er werde immer schärfer, weil er unter Druck steht, sich immer noch steigern zu müssen, will er nicht stehenlassen.“ Provokation muss die Wahrheit widerspiegeln, das Medienecho ist mir egal. 2013 hatten wir ein langweiliges politisches Jahr. Da fällt es natürlich auch schwer, bissige Motive zu finden. Aber da kann man nichts dran machen.

„Diese Wagen sind schon hart. Ich hab am Straßenrand Jugendliche gesehen, denen ist vor Schreck der Schnaps aus der Hand gefallen“, so der Kommentar von Comedian Elmar Brandt.

Ganz anders Kabarettist Frank Küster: „Das Motiv gibt es doch schon lange. Schon vor acht Jahren wurde Berlusconi als Stier gezeigt, der Europa vergewaltigt. Ich kann nicht verstehen, warum man sich plötzlich darüber aufregt.“ Auch die Enthauptungsszene in Pappmaché sieht er entspannt: „Das sind Comics. Jeder weiß, dass da keine realen Personen hinterstecken. Und kleine Kinder sortieren ihre Bonbons, wenn die Mottowagen kommen.“

Und was denkt der ganz normale Düsseldorfer auf der Straße? „Einem solchen Mann darf man so begegnen“, sagt Wilhelm Breuer, der selbst aktiver Karnevalist ist. Margit Schlitt teilt diese Meinung: „Im Karneval darf Satire alles.“

Ein bisschen differenzierter sieht Rentner Thomas Agrafiotis die beißende Kritik an Trump: „Im Karneval ist alles erlaubt. Auf der anderen Seite ist Trump erst seit wenigen Wochen im Amt und man sollte Ruhe bewahren.“ Auch zum abgetrennten Kopf haben viele eine Meinung. „Ich sehe das locker. Jacques Tilly hat das gut gemacht“, so der Kommentar von Hermine Schuster.

Leise Kritik wegen der überzogenen Darstellung gab es übrigens aus Köln. Sigrid Krebs, Sprecherin des Kölner Festkomitee, sagte dem Kölner Stadtanzeiger: „So deftig und derb unter die Gürtellinie zu gehen, ist nicht unser Ziel. Das entspricht auch nicht dem Kölner Humor.“

Dienstag wurde auch schon mit der Verschrottung der Mottowagen begonnen. Der Wagen, bei dem die Neuverschuldung den radelnden Oberbürgermeister Thomas Geisel jagt, der Raupen- und ein Trump-Wagen bleiben erhalten. Der Raupen-Wagen soll am 25.März bei einer Demonstration gegen Rechts auf dem Burgplatz stehen.

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