Alaaf oder Helau — das ist hier die Frage

Der Höhepunkt der Session beginnt am Donnerstag. Unsere Redakteure Madeleine Gullert und Dieter Sieckmeyer helfen Ihnen zu entscheiden, ob es sich besser in Köln oder Düsseldorf feiert.

Köln

Kölle. Das Kostüm liegt parat, Frikadellchen, Berliner und Pittermännchen sind eingepackt — dann kann ja gefeiert werden, natürlich in Köln. Der einzig wahren Stadt für Karnevalisten und alle, die es werden wollen. Wir Kölner helfen gern beim Feiern. Auch wer nicht mit der Pappnas jebore ist, kann hier eine superjeile Zick haben. Versprochen.

Abends geht es in die vielen netten Kneipen in der Südstadt, in der Altstadt oder am Eigelstein — da ist ja bekanntlich Musik und Danz. Selbst wenn man sich allein in eine Kneipe verirrt, bleibt man bei den herzlichen Kölnern nicht lange einsam. Und wer pleite ist: Keine Sorge, auf magische Weise hat man immer ein Kölsch in der Hand. Prost.

Die Düsseldorfer sind stolz auf ihren Rosenmontagszug, weil er ja ach so politisch unkorrekt ist und so tolle Wagen hat. Aber trotzdem ist der in Köln besser: Denn er ist der älteste und größte deutschlandweit. Tradition siegt. Und nie sah eine Jungfrau lieblicher aus als die des Dreigestirns — da braucht es keine Venetia. Mehr Kamelle im Büggel gibt es bei im Schnitt 300 Tonnen Wurfmaterial sicher in der Domstadt. Tipp: Wer den Zugweg gut kennt, kann sich einfach mehrmals anstellen und doppelt absahnen.

Auch Promifans kommen auf ihre Kosten: Jedes Jahr sind bekannte Personen wie 2012 die Fußballer Lukas Podolski, Hans Sarpei oder WDR-Moderatorin Christine Westermann auf den Wagen. Wer es familiärer mag, kann auf kleine Züge ausweichen. Seit in den Öko-Stadtvierteln keine Apfelsinen mehr geworfen werden, sind die Züge dort auch alle uneingeschränkt zu empfehlen. Von morgen bis Aschermittwoch veranstaltet jedes Veedel (Viertel), ach beinahe jede Straße einen eigenen Zoch. Der Kölner feiert sich selbst halt gern und viel. Das Klischee muss auch einmal erfüllt werden.

Am Aschermittwoch ist aber leider schon alles vorbei. Auch wenn Imis (Nicht-Kölner), wenn sie einmal in den Genuss des Karnevalfeierns in Köln gekommen sind, gar nicht mehr wegwollen, bietet auch da die Millionenstadt einen Vorteil. Denn selbst nach mehreren Kölsch oder anderweitig geschuldeter Orientierungslosigkeit hilft der Dom Auswärtigen jederzeit weiter. Einfach den Türmen folgen, und schon erreichen Sie schnell den Hauptbahnhof. Da soll noch mal einer über die schlechte Stadtplanung meckern.

Wer zögert, bei den aktuellen Wettervorhersagen überhaupt rauszugehen, dem sei gesagt, dass selbst Regen in Köln der Stimmung keinen Abbruch tut. Denn dat Wasser vun Kölle is jot — wie eigentlich alles hier. Alaaf!

Düsseldorf. An der längsten Theke der Welt ist eigentlich das ganze Jahr ein bisschen Karneval. Aber wenn die tollen Tage vor der Tür stehen, wird an der Stimmungs-Schraube noch einmal kräftig gedreht.

Ob in den Hausbrauereien, den gemütlichen Kneipen rund um den Schloßturm oder etwas derber an der Bolkerstraße. In Düsseldorf findet jeder närrische Pott seinen Deckel. Ganz egal, ob es um den hohen Flirt-Faktor geht oder einfach gemütlich zum Altbier geschunkelt werden soll — in der schönsten Stadt am Rhein darf jeder Jeck anders sein. Und das ist gut so.

Worauf die Düsseldorfer Narren stolz sind? Auf ihre Weltoffenheit. Schon seit langem feiern die schwul-lesbischen Jecken der KG Regenbogen ganz selbstverständlich unter dem Dach des Carnevals Comitees ihren schrill-bunten Karneval mit und durften sogar schon mal den Prinzen stellen. Tanzgruppen aus Südamerika schunkeln ebenso wie viele Mitglieder der großen japanischen Gemeinde. Niemand muss am Rhein geboren sein, um im närrischen Trubel dabei zu sein. Sogar Kölner werden geduldet. Das mag daran liegen, dass der Düsseldorfer mit der Städte-Rivalität souveräner umgeht. Vor allem im Karneval.

Der Rosenmontagszug ist eindeutig der schönste. Während es die bissigen Motto-Wagen von Jacques Tilly am Karnevalsdienstag regelmäßig auf die Titelseiten der großen Zeitungen von Washington bis Japan schaffen, findet der Kölner Zug allenfalls als Randnotiz statt.Woran das liegt, ist einfach. Wenn die Düsseldorfer Narren Angela Merkel aufs Korn nehmen, dann weiß jeder sofort, um wen es geht. Die Figuren der Kölschen Wagenbauer geben dagegen so manchem am Zugweg Rätsel auf. Na gut, wenn man’s nicht kann, muss man halt dafür ein Kölsch mehr trinken.

Da fällt der fade Geschmack gegenüber einem würzigen Alt gar nicht so auf. Irgendwie will sich der Jeck ja die Zeit während der Parade zahlloser langweiliger Prunkwagen vertreiben. Auf der Kö können am Sonntag auch Familien ganz entspannt feiern Überhaupt: Sieht man mal von den Ballermann-Straßen der Altstadt ab, ist für viele Düsseldorfer feiern wichtiger als das Koma-Trinken. Wer am Karnevalssonntag auf die Kö kommt, kann zum närrischen Treiben ganz entspannt seine Kinder mitnehmen.

Optischer Höhepunkt sind ganz klar die Bälle am Karnevalssamstag. Da Stil nicht das Ende des Besens ist, fällt das Outfit in Düsseldorf auch mal opulenter aus. Schade für alle Kölner: Die 3000 Karten zum Böse-Buben-Ball mit dem absolut höchsten Flirt-Faktor sind immer sofort ausverkauft. So werden die Düsseldorfer wohl auch in Zukunft unter sich feiern. Helau!

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