Wehrhahn hinter Gittern

Wegen der U-Bahn-Baustelle ist für Außenwerbung am Wehrhahn kein Platz mehr. Händler klagen: Unsere Laufkundschaft bleibt weg.

Düsseldorf. Düsseldorfs bestversteckte Einkaufsmeile liegt am Wehrhahn. Gleich hinter der Stadtsparkasse und bis zur Ecke Pempelforter Straße sehen Kunden vor lauter Absperrungen die Geschäfte nicht mehr. Seitdem dort die Bauarbeiten für die Wehrhahn-Linie gestartet sind, haben sich die Bagger bis an die Hauswand vorgearbeitet, viele Geschäftsräume sind nur noch über Bretterbrücken zu erreichen. Platz für Kleiderständer oder Tische vor dem Laden gibt es nicht mehr.

"Laufkundschaft kommt kaum noch zu uns", sagt Asso Elika vom Dönerverkauf. Für die Außengastronomie ist kein Platz mehr, weil gleich unter dem Schaufenster tiefe Gräben klaffen. "Flaniert wird gegenüber", musste auch der Geschäftsführer vom Orient-Teppich-Haus Nemetzade feststellen.

Seinen Namen will der Mann zwar nicht nennen, dafür aber seine Meinung sagen: "Diesen Zustand kann man nicht aushalten. Die Leute machen einen großen Bogen um uns. Das ist eine Katastrophe." Seit 1957 existiert das Geschäft am Wehrhahn, jetzt will man diesen ehemals idealen Standort aufgeben. "Wir wollen hier schnellstens weg und suchen ein neues Ladenlokal."

Rita Karamustafa vom Bertelsmann-Club kann sich auf ihre Stammkundschaft verlassen. Das schafft einen gewissen Ausgleich für die Beeinträchtigungen. "Wir können unsere Ware draußen nicht mehr präsentieren." Der sonst großzügige Eingangsbereich hat sich auf eine Tür reduziert, die sich nur halb öffnen lässt, Absperrungen haben das Geschäft quasi eingemauert. Aber wir haben noch Glück", sagt Karamustafa, "uns kennt man." Neukunden allerdings bleiben auch bei ihr aus.

"Zu uns kommen 50 Prozent weniger Kunden", klagt Manohar Lal, Inhaber des Modegeschäfts Lipstick, das auch Übergrößen führt. Seit 15 Jahren ist er mit seiner Boutique am Wehrhahn. "Mit dem Start der Bauarbeiten hat sich alles verändert." Die Telefonverbindung funktioniert nicht mehr reibungslos, seine Ware muss er weit schleppen, weil er vor der Ladentür nicht mehr parken kann. "Vor allem unsere älteren Kunden bleiben weg", sagt Lal. "Die Baumaschinen, der Lärm und der Schmutz sind ihnen nicht geheuer."

Und es soll noch schlimmer kommen, hat er gehört. "Ende Juli wird direkt vor unserer Tür die Grube weiter ausgehoben, dann kommt Beton rein. Unsere Schaufenster werden alle mit Planen abgedeckt. Ich weiß gar nicht, ob wir dann überhaupt öffnen können."

Entspannter sehen Susanne Detert von der Flamingo-Apotheke und Petra Schünke von Silver und More die Situation. "Noch ist es erträglich", sagt Detert. "Zumal wir durch Herrn Winter, der für uns Anlieger für Fragen zur U-Bahnbaustelle zuständig ist, gut informiert sind."

Dass ausgerechnet vor ihrer Apotheke der Schuppen mit den Mülltonnen der umliegenden Häuser aufgestellt wurde, stört sie bislang nicht. "Solange es kühl ist, ist das kein Problem. Bei Hitze aber würde es vermutlich rasch streng riechen."

Solchen Belästigungen sieht Adolf Eder vom Eiscafé Paradies mit Sorge entgegen. "Bei uns geht es in ein paar Monaten los. Dann wird auch unsere Laufkundschaft weniger werden."

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