Trauerzug für den Tausendfüßler

Die Gegner des Abrisses kämpfen bis zum Schluss.

Düsseldorf. Nein, resigniert habe er nicht. Und deprimiert sei er auch nicht, weil der Tausendfüßler nun unweigerlich abgerissen wird: Sagt Alfred Nitsch, der Düsseldorfer Denkmalschützer und einer der Wortführer von „Lott Stonn“, der Bürgerinitiative für den Erhalt der Hochstraße.

So ganz abgehakt ist das Thema für ihn und seine Mitstreiter wie Manfred Droste oder Klaus Eick aber auch noch nicht. „Wir arbeiten an einer Art Gegendokumentation, die unter anderem den technischen und architektonischen Wert des Tausendfüßlers herausstellt.“

Nach wie vor sind die Leute von Lott Stonn überzeugt, im Recht zu sein: „Diese Tunnel sind viel zu teuer. Und ihre riesigen Rampen, etwa vor dem Theatermuseum, werden ein städtebauliches und optisches Desaster“, schimpft Nitsch im WZ-Gespräch.

Ihm ist wichtig, aus der „Wutbürger-Ecke“ zu kommen: „Wir sind nicht gegen alles und das aus Prinzip“, betont Nitsch, die Umgestaltung der Innenstadt hätte nur sorgfältiger geplant werden müssen: „Weniger, schonender, sparsamer. Das hätten die Maßgaben sein müssen.“ Was ihn stets besonders geärgert habe, sei, dass die Stadtspitze nie Alternativplanungen verfolgt habe.

Viele Millionen Euro hätte man zum Beispiel sparen können, wenn man nur einen Süd-Nord-Autotunnel (von der Berliner Allee zur Hofgartenstraße) bauen würde — und der Nord-Süd-Verkehr weiter über den Tausendüßler gegangen wäre. Dafür, das betont auch Nitsch, hätte die Hochstraße allerdings erheblich saniert werden müssen. Diese sei ein echtes Stück Düsseldorfer Stadtgeschichte, „ein Zeugnis für die Wiederaufbauzeit und mit Dreischeiben- und Schauspielhaus ein starkes Ensemble“.

Am Sonntag werden sich Nitsch und etliche Mitstreiter, darunter Künstler und Musiker wie die Peter-Weisheit-Band auch persönlich verabschieden von dem geschätzten Bauwerk — bei einem „Trauerzug“. Der ist zwar als Kontrast zur allgemeinen und fröhlichen Abschiedsparty gedacht. Nitsch: „Aber es wird sicher keine humorlose, düster-bärbeißige Veranstaltung.“

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