Gast-Beitrag Studenten aus drei Ländern lernen sich kennen

Ein friedlicher Naher Osten — auch dank der Heinrich-Heine-Universität wird er mit Europa verbunden.

Gast-Beitrag: Studenten aus drei Ländern lernen sich kennen
Foto: Ivo Mayr/HHU

Die Europäische Union ist im Laufe der Jahre unentbehrlich für den Nahen Osten geworden. Sie ist wirtschaftlich der größte Partner Israels und ein großer wirtschaftlicher Partner vieler anderer Nahoststaaten und übt zunehmend auch mehr politischen Einfluss im Nahen Osten aus. Unter diesen Umständen ist es dringend geworden, dass nahöstliche Länder ihren Studenten die Möglichkeit bietet, sich in Sachen Europäischer Union fortzubilden und zu spezialisieren.

Daraus entstand die Idee, Jordaniern, Palästinensern und Israelis zu ermöglichen, sich an ihren Universitäten im Rahmen eines Master Studiengangs auf die Europäische Union zu spezialisieren. Natürlich war der gemeinsame Nenner der Professoren und der Studenten der drei Länder, der jungen Generation die Möglichkeit zu bereiten, mit Europa zu arbeiten. Das galt als offizieller und öffentlicher Grund für die Eröffnung des Studiengangs. Im Hintergrund haben die Gründer des Projekts allerdings auch an die Annäherung der drei sich meist feindlich gesinnten Gruppen gedacht. Die Idee, Studenten aus sich nicht immer friedlich gesinnten Ländern im Nahen Osten zu gemeinsamen Studien zusammenzubringen, erforderte einen neutralen Partner, wenn nicht sogar eine Führungskraft. Die Heinrich-Heine-Universität erklärte sich bereit, das Programm sozusagen als Schirmherr und als in der Tat als führende Kraft die Verantwortung tragende Universität zu übernehmen. Auch die Düsseldorfer sprechen im Rahmen dieses Projektes von Europa und von der Europäischen Union, denken aber im Hinterkopf auch an ihren unentbehrlichen Beitrag auf dem langen und steinigen Weg zum Frieden im Nahen Osten.

Ein friedlicher Naher Osten, der dank der Heinrich-Heine-Universität mit Deutschland, ja mit Europa, verbunden wird. Seit 2008 studieren Israelis und ihre arabischen Nachbarn den Masterstudiengang in Europäischen Studien an ihren Universitäten im Nahen Osten. Im zweiten Jahr ihres Studiums fliegen die zehn besten Studenten aus jeder Universität nach Düsseldorf, um dort weiter zu studieren und gemeinsam ihren Abschluss zu machen. Nachher dürfen sie weiter nach Wien fliegen, wo sie einen dreiwöchigen Kurs an der Österreichischen Diplomatischen Akademie machen.

Abgesehen von der Ausbildung, die ihnen neue Möglichkeiten im Leben bietet, lernen die Studenten aus den drei Ländern sich gegenseitig kennen, was nicht selbstverständlich ist. Anfänglich sind sie einander zumindest fremd und zurückhaltend aber dadurch, dass sie sich im Unterricht sehen und gemeinsam im Studentenwohnheim der Universität wohnen, lernen sie einander schnell kennen und überwinden die traditionelle Feindschaft, die sie auseinander gehalten hat. Nach ihrer Rückkehr in die Heimat haben sie nur noch den Wunsch danach, den Kontakt zueinander aufrecht zu erhalten. Alle Partner des Projektes haben dafür einen Alumnikreis ins Leben gerufen. Nach mehreren Treffen in Jerusalem und Jordanien treffen die Studenten sich dieses Mal zum ersten Mal an ihrer Alma Mater in Düsseldorf.

Avraham „Avi“ Primor ist israelischer Diplomat und Publizist

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