Kirmes am Rhein: „Eigentlich ist es wie auf dem Dorf hier“

Das große Fest startet in rund zwei Wochen. Schon jetzt ist auf dem Platz einiges los: Die Attraktionen werden aufgebaut.

Düsseldorf. Die Skyline des linksrheinischen Düsseldorf verändert sich — zumindest vorübergehend. Wer von der Rheinuferpromenade Richtung Oberkassel schaut, blickt auf Kräne und halbfertige Fahrgeschäfte. Rund zwei Wochen vor Beginn der Größten Kirmes am Rhein sind die Vorbereitungen für das Spektakel auf der Festwiese in vollem Gange.

„Mit den Aufbauarbeiten darf vier Wochen vorher begonnen werden. Gerade die großen Fahrgeschäfte fangen dann schon einmal an“, erklärt Kirmes- Architekt Thomas König. Wer über den Platz geht, stößt auf erste Einzelteile der Wildwasserbahn, Dächer des Alpen- und Tiroler Dorfs liegen auf der Wiese, in den Bierzelten beginnt schon der Innenausbau. Das Gruselkabinett Höllenblitz sieht zumindest von außen so aus, als könne es jederzeit losgehen. Einer der markantesten Blickfänge ist die Alpina-Bahn, an der in schwindelerregender Höhe Schienen angebracht werden.

Ein Gewirr von Geräuschen schlägt dem Besucher entgegen: Überall wird geklopft und gehämmert, lautstark dirigieren die Männer das große Konzert der Aufbauarbeiten. Autos und Laster fahren quer über den Platz, beladen mit Stangen, Schildern, Gondeln. Die Kirmes zerlegt in Einzelteile.

Etwa 300 Aussteller tummeln sich jedes Jahr auf der großen Kirmes der St. Sebastianus-Schützen. Die Zahl der Bewerber ist mehr als dreimal so hoch. „Wir haben die Crème de la Crème der Fahrgeschäfte hier in Düsseldorf. Viele stehen hier schon sehr lange, aber die Karten werden jedes Jahr neu gemischt“, betont König.

Der Düsseldorfer Oscar Bruch ist einer von denen, die schon lange mit dabei sind. Der Betreiber des 55 Meter hohen Riesenrads hat am Montag mit den Aufbauarbeiten begonnen. Zwölf Leute sind bei ihm im Einsatz, damit der Betrieb bis zum Kirmes-Start am 13. Juli und auch während des Festes reibungslos verläuft. „Unsere festen Mitarbeiter kommen überall mit hin — egal, ob Düsseldorf, Basel oder Salzburg. Dieser spezielle Lebenswandel ist nichts für jeden“, erklärt Richard Krolzig, Assistent von Oscar Bruch.

Er sitzt auf einer Bierbank im Vorbau eines Küchenwohnwagens, auf dem Tisch stehen einige Kaffeetassen, aus der Küche hört man Geschirr klappern. „Letztendlich ist es hier wie auf dem Dorf“, sagt er und lacht. „Wir haben zwar wechselnde Nachbarn von Ort zu Ort, aber die meisten kennt man.“

Die Nachbarschaft hat sich in diesem Jahr etwas verändert. Es gibt neue Attraktionen wie beispielsweise die Rafting-Bahn „Rio Rapidos“, andere Schausteller haben ihren Ort gewechselt. Unterhalb der provisorischen Polizeistation entsteht etwa ein „Nostalgiebereich“, in dem Fahrgeschäfte wie Pferdekarussell oder Überschlagsschaukel vertreten sind.

Auf Höhe der Achterbahn fährt ein roter Eiswagen vorbei. Es ist warm, einige Arbeiter haben ihre T-Shirts ausgezogen. Eine Mischung aus deutschen und osteuropäischen Wortfetzen dringt ans Ohr. Nebenan, direkt am Rhein, wird nach einjähriger Kirmes-Pause gerade das neue Füchschen-Zelt aufgebaut. „Es ist größer geworden, mit 45 Metern ist es fast doppelt so lang“, beschreibt Haustechniker Sevdakar Cobanak die Veränderungen. Rund 2000 Menschen sollen nun hineinpassen. Außerdem gibt es einen Biergarten, von dem aus auf einer Leinwand verfolgt werden kann, was im Inneren los ist.

Bis dahin ist für alle noch viel zu tun. Für die Aussteller gehört die große Kirmes zu den Jahreshöhepunkten. „Hier gibt es eine besondere Atmosphäre. Alles ist sehr familienfreundlich und nicht exzessiv. Und bei gutem Wetter natürlich auch wirtschaftlich sehr interessant“, sagt Krolzig und trinkt seinen Kaffee aus. Die Arbeit ruft.

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