Reste von jüdischem Friedhof gefunden: Baustelle stillgelegt

fund Das geborgene Skelett stammt von einem 300 Jahre alten Friedhof. Bei den Arbeiten wurde der Kopf abgetrennt.

Ein Teil der U-Bahn-Baustelle an der Kasernen-, Ecke Benrather Straße ist bis auf Weiteres stillgelegt. Wie die WZ berichtete, wurde dort ein Skelett gefunden. Experten halten es nach aktuellem Kenntnisstand für sehr wahrscheinlich, dass die Gebeine aus einem Grab des jüdischen Friedhofs stammen, der sich im 18.Jahrhundert in genanntem Bereich befunden hat. Es ist nicht ausgeschlossen, dass noch weitere Gebeine freigelegt werden.

Die Knochen wurden am Freitag mit Überresten des Sargs geborgen. Unschönes Detail: Beim Einrichten der Baustelle war der Kopf des Skelettes abgetrennt worden, als man zum Abstützen der Erdmassen Eisenwände in den Boden rammte.

Gestern berieten Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, der Stadt sowie ein Archäologe über das weitere Vorgehen. Nach Auskunft von Esra Cohn, Vorsitzender des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden Nordrhein und Mitglied der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, wird der aktuelle Skelett-Fund zunächst nicht weiter untersucht. Er wurde bereits an die Jüdische Gemeinde überführt. „Die Gebeine werden nicht angerührt, und es wird auch nicht nach weiteren gesucht. Wir werden jetzt erst einmal überlegen, nach welchen Gesetzmäßigkeiten wir nun vorgehen.“ Dazu werde man auch die Rabbiner-Konferenz Deutschland einschalten.

Nach jüdischem Verständnis ist der Friedhof ein „Haus der Ewigkeit“, das keinen Ablauf von Ruhefristen kennt. Gräber bleiben auf Jahrhunderte unantastbar, und nur in absoluten Ausnahmefällen werden die Gebeine der Verstorbenen in ein anderes Grabfeld gebracht.

Ab heute feiern Juden das siebentägige Pessach-Fest, das an den Auszug Israels nach Ägypten erinnert. „Wir werden nach dem Fest mit unseren Beratungen beginnen“, kündigte Esra Cohn an.

Die Stilllegung der Baustelle wird nach Auskunft von Bernd Thomas, Referent im Verkehrsdezernat, die Bauarbeiten nicht verzögern. „An der Baustelle, um die es hier geht, wurden Kanäle verlegt. Damit sind wir fertig. Bis zum Jahresende würde dort ohnehin nicht mehr gegraben.“ Man werde auf jeden Fall die Entscheidung der Jüdischen Gemeinde abwarten.

Trotz eingehender Recherche im Vorfeld des U-Bahn-Baus hatte die Stadt keine Ahnung, dass sich an der Kasernenstraße ein jüdischer Friedhof befand. „Die Pläne, die uns vorlagen, haben zwar Festungsmauern kenntlich gemacht, aber keinen Jüdischen Friedhof“, sagt Bernd Thomas.

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