OB Elbers: „Wir bauen unsere U-Bahn weiter“

Obwohl die Ursache für die Katastrophe in Köln noch unklar ist, kommt ein Baustopp hier nicht in Frage.

Düsseldorf. Schwere Tage muss derzeit Gerd Wittkötter durchstehen. Der Projektleiter der Wehrhahn-Linie wird geradezu mit Anfragen bestürmt. Nach der Katastrophe in Köln wollen alle wissen: Kann ein ähnliches Unglück in Düsseldorf ausgeschlossen werden? Geduldig beantwortet der 60-Jährige alle Fragen, obwohl andere Gedanken seinen Kopf beherrschen: "Mitgefühl für die möglichen Opfer und die betroffenen Kollegen."

Gleichwohl beruhigt Wittkötter alle Düsseldorfer: "Wir wissen zwar nicht genau, was in Köln geschehen ist - aber wir wissen, was wir tun. Und wir glauben, dass wir uns auf alle möglichen Fälle vorbereitet haben."

Nach menschlichem Ermessen seien die U-Bahn-Baustellen sicher. Aber er räumte auch ein, dass es absolute Sicherheit nie geben werde: "Man soll niemals ,Nie’ sagen. Was in Köln passiert ist, hätte ich mir so auch nicht vorstellen können."

Ein vorläufiger Baustopp - so wie er in Köln diskutiert wird - ist in Düsseldorf kein Thema. Auch nicht, um die Ursachenforschung dort abzuwarten. "Wir sind noch nicht so weit wie die Kölner, wir arbeiten derzeit mehr oder weniger nur an der Oberfläche", begründet Wittkötter.

Rückendeckung kommt von Oberbürgermeister Dirk Elbers, der sich "erschüttert" zeigte von dem Unglück. Aber: "Wir leben in einer Zeit, in der die Ingenieurkunst so gut entwickelt ist, dass zwar etwas passieren kann, aber tatsächlich nicht häufig passiert. Ein U-Bahn-Bau ist zu 99 Prozent sicher."

Dennoch registrierte die Stadt gestern eine ganze Reihe von Anfragen besorgter Düsseldorfer: Bis zum Nachmittag gab es mehr als 50 Anrufe, dazu mehrere Mails.

Dabei verlief der Bau der Wehrhahn-Linie bisher weitgehend komplikationslos. Vor Beginn der Arbeiten wurden laut Wittkötter alle Häuser entlang der Strecke besichtigt und auf ihre Standfestigkeit geprüft. Ergebnis: "Es gibt keine Gebäude, die als bedenklich eingestuft werden." Auch seien bisher keine gravierenden Risse aufgetaucht: "Das spielt sich im Millimeterbereich ab - ist bei solchen Projekten üblich."

Kleinere Pannen freilich gab es: Am Abend des zweiten Januar etwa sickerten durch ein Leck an einem Silo am Kirchplatz mehrere Kubikmeter einer geleeartigen Flüssigkeit aus - die Elisabethstraße musste drei Stunden gesperrt werden. Das gleiche Ton-Wasser-Gemisch lief fünf Wochen später auch in eine unterirdische Passage des Carsch-Hauses.

Und weil es absolute Sicherheit eben nicht gibt, wird die Ursachenforschung in Köln auch in Düsseldorf genau registriert. Sobald gesicherte Erkenntnisse vorliegen, werde man die eigene Planung erneut überprüfen.

Klar ist aber schon jetzt: Die Kölner und die Düsseldorfer Baustellen sind nicht vergleichbar. Hauptunterschied: Während hier nur eine große Röhre für zwei Gleise entsteht, baut Köln zwei Röhren für je ein Gleis.

Genau dort an Unglücksstelle befindet sich ein noch nicht fertiges Gleiswechselbauwerk - dort sollen Züge von der einen in die andere Röhre wechseln können. Es wird vermutet, dass der unterirdische Erdrutsch an diesem unfertigen Bauwerk seinen Anfang nahm. In der Düsseldorfer Röhre wird es etwas Vergleichbares nicht geben.

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