Mega-Maulwurf zeigt seine Krallen

Das fast zehn Meter hohe Schneidrad für den Tunnelbohrer ist Donnerstag Früh montiert worden.

Düsseldorf. Darauf haben die Zaungäste, die trotz kalten Dauerregens an der Bilker Baugrube ausharren, lange gewartet. Als Donnerstagnacht die letzte Straßenbahn über die Elisabethstraße in Richtung Depot gefahren ist, geht es los: Ein Raupenkran wuchtet das 115 Tonnen schwere Schneidrad, das sich bald als Kopf der Tunnelbohrmaschine für die Wehrhahn-Linie durch den Untergrund fressen wird, in die Höhe.

"Alles reine Routine" , geben sich die Bauingenieure zwar betont gelassen, aber ein Highlight ist es dennoch für alle Beteiligten. "Das sieht jetzt einfach spektakulär aus, aber eigentlich ist es business as usual", sagt Gerd Wittkötter, Projektleiter der Stadt.

Wie gigantisch der Koloss wirklich ist, wird den Baustellen-Kiebitzen erst deutlich, als er sich ihnen zum Greifen nah in die Grube senkt. Scheinbar schwerelos schwebt die Scheibe mit den Ausmaßen einer dreigeschossigen Hausfassade an ihnen vorbei. Die Bilker sind jedenfalls beeindruckt. "Es sieht imposant aus, so etwas habe ich noch nie gesehen", staunt etwa Matthias Hauser.

Sebastian Meßollen ist extra aus Neuss gekommen. Auf gut Glück, den genauen Termin für den Einbau des Schneidrades wusste er nicht. "Aber ich habe mir gedacht, dass es heute in die heiße Phase gehen wird." Er kommt regelmäßig zur Baugrube, um sich den Fortschritt der Arbeiten anzusehen.

Der Star des Abends kommt aus dem Schwarzwald und ist so schwer, dass er per Schiff über den Rhein in die Landeshauptstadt gebracht werden musste. Das in Schwanau in der Nähe von Freiburg gefertigte Schneidrad ist mit 172 Schälmessern bestückt und wird dem Boden unter der Stadt mit 16 Räumern zu Leibe rücken. Das Präzisionsgerät mit einem Durchmesser von 9,50 Metern wird den ersten Bauabschnitt des Tunnels von der Elisabethstraße bis zur Benrather Straße vorantreiben. Dort wird die Tunnelbohrmaschine wieder auseinandergebaut, um dann auf Höhe des Corneliusplatz den zweiten Tunnelbauabschnitt anzufahren. Grund: Unter dem Kaufhof existiert bereits ein Stück Tunnel aus der ersten Zeit des U-Bahnbaus.

Erst am 1. März 2010 kann der Vortrieb in die Düsseldorfer Unterwelt beginnen. So lange dauert die Endmontage der mit dann insgesamt 65 Metern längsten Bohrmaschine der Stadt. Aber nur auf die Technik wollen sich die abergläubigen Tunnelbauer nicht verlassen. Über dem Tunneleingang hängt bereits der Schrein ihrer Schutzpatronin, der heiligen Barbara. Noch ist er verwaist, aber zur Tunneltaufe im März soll sie dort einziehen. Die Taufe sei wie bei einem Kind - "und ein bisschen ist der Tunnel ja auch so etwas wie unser Kind", sagt Wittkötter.

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