Libeskind: „Meine Häuser sollen Düsseldorf feiern“

Der Architekt war seit 1998 oft in Düsseldorf. Er kennt Stadt und Gebäude – und hat nichts gegen den Abriss des Tausendfüßlers.

Ihre Frau Nina sagt, dass Sie Skizzen gerne auf Servietten machen. Wie war das beim Kö-Bogen?

Libeskind: Es wird irgendein Stück Papier gewesen sein. Aber was ich noch weiß: Ich habe die Zeichnung angefertigt, gleich nachdem ich mir das Gelände für den Kö-Bogen angeschaut habe.

Libeskind: Ich war seit 1998 sehr oft hier. Ich kenne die Stadt, sie hat mich stets beeindruckt, weil sie mondän und anspruchsvoll ist, sehr elegant, kosmopolitisch und offen für Menschen und Design. Düsseldorf ist nicht irgendeine kleine Stadt, sondern eine echte europäische Stadt. Es gibt große Architekturen aus unterschiedlicher Zeit, das Olbrich-Kaufhaus (Kaufhof an der Kö, die Red.), das Drei-Scheiben-Haus, das Schauspielhaus und viele mehr. Solche Gebäude kennt man schon, bevor man sie besucht.

Libeskind: Heute ist es ist ein lauter Platz für den Verkehr. Aber in Wirklichkeit ist er das Herz Düsseldorfs, der Übergang zwischen Stadt und Hofgarten, auch eine Schlüsselkomponente zwischen all den großen Gebäuden, die ihn umgeben. Er kann Königsallee und Hofgarten definieren.

Libeskind: Sie sollen Düsseldorf feiern und von der Stadt erzählen. Diese Häuser brauchen jeden Tag Leben, hier werden die Menschen einkaufen, zum Park gehen, sich in Restaurants und Bars aufhalten. Der Kö-Bogen wird die Konzentration des Stadtlebens darstellen - und zwar auf einem hohen qualitativen Niveau.

Libeskind: Ich denke, die Leute liegen falsch. Mein Entwurf nimmt akkurat die anerkannten Linien von Stadtplanung auf, und zwar was Höhe und Lage der Gebäude angeht. Auch ihre Form passt. Diese Bauten bringen nicht das Alte zurück, sondern geben dem Raum eine neue Qualität. Schauen Sie sich um und betrachten den Jan-Wellem-Platz. Was Sie sehen, war doch nie als Front zum Park gedacht.

Libeskind: Mein Projekt hat mit dieser Frage direkt nichts zu tun, aber: Heute machen wir Innenstädte für Fußgänger attraktiv, nicht für Autos. Diese Straße wurde in einer anderen Zeit gebaut. In Boston hat man für Milliarden das Hochstraßensystem niedergelegt.

Libeskind: Es ist ein dramatischer Schnitt, der den Park direkt in das Gebäude bringt. Er zeigt die gegenseitige Penetration von Stadt und Grün. Der Schnitt ist mir sehr wichtig.

Libeskind: 40 hört sich wirklich viel an. Aber die Projekte befinden sich in völlig unterschiedlichen Stadien. Das eine ist eine Idee, das andere reift, beim anderen geht es um technische Fragen, das vierte ist im Bau. Ich würde niemals ein Projekt übernehmen, dass ich nicht von Anfang an auch betreue.

Libeskind: Eine wunderbare Idee. Ich würde Mozarts Zauberflöte auswählen.

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