Wahlanalyse Weske: „Wir sind nur hinterhergelaufen“

Wahlanalyse im Rathaus: Während in der SPD einige mit der Landespartei hadern, stehen CDU und FDP bärenstark da — doch im Stadtrat bleibt es beim Ampel-Bündnis.

Ratlose, deprimierte Gesichter bei der SPD: Parteichef Andreas Rimkus (li) mit den Kandidaten Walburga Benninghaus und Martin Volkenrath.

Ratlose, deprimierte Gesichter bei der SPD: Parteichef Andreas Rimkus (li) mit den Kandidaten Walburga Benninghaus und Martin Volkenrath.

Foto: Lepke

Düsseldorf. Wenigstens ein Landtagsabgeordneter ist der Düsseldorfer SPD nach dem Wahltsunami am Sonntag geblieben. Markus Weske rettete die Landesliste: „Um 1.30 Uhr nachts wusste ich Bescheid“, sagt er. Das Wahlergebnis seiner Partei aber hat er noch nicht verdaut: „Irgendwie sind wir im Wahlkampf nur noch hinterhergelaufen, unsere Erfolge und Ziele haben wir gar nicht mehr rübergebracht.“

Wahlanalyse: Weske: „Wir sind nur hinterhergelaufen“
Foto: J. Michaelis

Während Weske als Mann im Landtag die Ergebnisse der letzten Wahlperiode nicht als schlecht empfindet, kritisieren lokale SPD-Größen die Landespartei offen und hinter vorgehaltener Hand. Von einer nicht guten Bilanz der rot-grünen Regierung spricht Markus Raub, der Chef der Ratsfraktion. Andere monieren das „Rumgeeier“ mit immer verworreneren Flexi-Modellen in der großen Schulfrage G8 oder G9. OB Thomas Geisel bedauert, dass die gute Arbeit von Finanzminister Norbert Walter-Borjans nicht honoriert wurde. „Ihm ist es im wesentlichen zu verdanken, dass Schäubles Steuerkassen sprudeln. Ich verstehe nicht, warum man dies nicht deutlich im Wahlkampf herausgestellt hat.“

Größere Probleme im Verhältnis zwischen dem Land und seiner Hauptstadt sieht Geisel indes nicht: „Es ist im Interesse Düsseldorfs, dass die Qualität der Zusammenarbeit nicht von Parteibüchern abhängig ist.“ Aber tangiert die schwarz-gelbe Renaissance das Ampel-Bündnis im Rathaus von SPD, FDP und Grünen? „Das hängt davon ab, ob die FDP bei der Stange bleibt“, sagt Raub. Manfred Neuenhaus, der FDP-Stratege, verkniff sich jedes Triumphgeheul und tröstete am Sonntagabend seine Ampel-Kollegen: „Wir Liberale wissen, wie schmerzhaft Niederlagen sein können.“ Auch Fraktionschefin Marie-Agens Strack-Zimmermann, die im Herbst in den Bundestag wechseln will, betonte, man werde weiter konstruktiv mit SPD und Grünen zusammenarbeiten.

Allerdings spürte man am Sonntagabend im Rathaus bei der gegenseitigen Gratulationscour auch, wie gut sich viele Liberale und Christdemokraten persönlich und politisch nach wie vor verstehen.

Bei der CDU fiel im Wahlkampf zweierlei auf: wie geschlossen die Partei nach noch nicht so lange überwundenen internen Querelen auftrat; und wie entschlossen — mit hochmotivierten jungen Teams, denen kein Hausbesuch selbst in alten SPD-Hochburgen zu viel war. Am heutigen Dienstag haben die vier Sieger ihre erste Fraktionssitzung im Landtag mit dem neuen Ministerpräsidenten Armin Laschet — zumindest für Angela Erwin und Marco Schmitz eine Premiere: „Ich bin freudig gespannt, was mich da erwartet“, sagt der Gerresheimer Schmitz.

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