Kö-Bogen II: Der Poker um private Grundstücke

Auf der Tuchtinsel und an der Schadowstraße sollen Neubauten her — aber nicht alle Grundbesitzer weichen einfach.

Düsseldorf. Kö-Bogen II: Bis 2014 soll das Großprojekt die tausendfüßlerfreie Zukunft zwichen Johanneskirche und Theatermuseum an der Jägerhofstraße eröffnen. Die Pläne dafür lieferte vor zwei Jahren ein Köln-Düsseldorfer Architektenteam als Sieger des städtebaulichen Wettbewerbs. Zu den weniger beachteten Teilen ihres Entwurfs gehören vier Grundstücke an der Schadowstraße und zwei auf der Tuchtinsel neben dem Tausendfüßler. Die in die Jahre gekommenen Häuser sollen abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden. Doch sie befinden sich alle in Privatbesitz. Und nicht alle Besitzer sind von den Abrissplänen begeistert.

Der Poker um Kauf- und Entschädigungssummen oder um die Möglichkeiten eines Grundstückstauschs ist längst im Gange — entschieden noch nichts. „Man fühlt sich fast wie vergewaltigt“, sagt eine Frau, die zur Erbengemeinschaft für ein fünfstöckiges Haus an der Schadowstraße gehört, das abgerissen werden soll: „Die Stadt plant hier mit Grundstücken, die ihr gar nicht gehören.“

Tatsächlich ist in den Plänen von drei sechsgeschossigen Neubauten an der Nordseite der Schadowstraße zwischen Gründgens-Platz und Bleichstraße die Rede. Nebenan auf der Tuchtinsel stehen zwei Neubauten mit acht Etagen an, südlich davor gar ein Hochhaus mit 13 Stockwerken.

Noch aber residieren hier Schuhhaus Böhmer, Mexx, Café Woyton sowie Ärzte und Physiotherapeuten; an der Schadowstraße geht es neben Wohnungsmietern auch um eine Bäckerei- und eine Vodafone-Filiale. Manche Immobilien sind schon verkauft, die Centrum AG, der auch das Sevens gehört, hat sich zum Beispiel das frühere Quelle-Haus gesichert.

Was sagt die Stadt? Planungsamtsleiter Richard Erben spricht von „ganz normalen Vorgängen“: „Unsere Bauleitplanung geht immer wieder ’mal über private Grundstücke hinweg.“

Auch in diesem Fall habe man sehr früh den Kontakt zu den Grundstücksbesitzern beziehungsweise zur Erbengemeinschaft aufgenommen. „Wir haben schon vor Aufnahme des Wettbewerbsverfahrens gefragt: Können Sie sich vorstellen, hier mitzumachen“, berichtet Erben. Doch auch er gibt zu: „Abschließend geklärt ist das noch nicht.“

Während Erben betont, die Stadt habe in Verhandlungen nie Drohungen in Richtung Umlageverfahren oder gar Besitzeinweisung ausgesprochen, will man sich bei den Hausbesitzern durchaus an Begriffe wie „Umlegung“ und „Zwangsmaßnahmen“ erinnern.

Insider wiederum berichten, hier sei auch die große Erbengemeinschaft intern uneins — ein Teil will rasch verkaufen, ein anderer lieber die Immobilie in exzellenter Lage behalten. Wie dem auch sei: Indirekt sehen Immobilienexperten tatsächlich eine Zwangslage für die Hausbesitzer. Denn selbst wenn sie sich zunächst gegen einen Verkauf sperren, wächst der Druck auf sie spätestens dann enorm, wenn rings um sie herum abgerissen und neu gebaut wird — aufgrund der Belastungen durch die Bauarbeiten. Aber auch, weil ein 50er-Jahre-Bau wohl schlecht in die glitzernde neue Kö-Bogen-Welt passt. Ein Überbleibsel in dieser 1-A-Umgebung könnte rasant an Wert verlieren.

Mit Widerstand reagiert ein Teil der Erbengemeinschaft nach Informationen der WZ wohl auch deshalb, weil die Familie Mitte der 50er-Jahre schon einmal ihr Haus auf der Tuchtinsel gegen jenes auf der Schadowstraße eintauschen musste — damals wurde der Tausendfüßler gebaut.

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