Katja Ebstein: „Lena sollte auf Deutsch singen“

Katja Ebstein über die Anfänge ihrer Karriere, die heutige Bedeutung des Song Contests und Lenas Chancen.

Frau Ebstein, Sie sind dreimal sehr erfolgreich beim Song Contest aufgetreten. Wie kam es zur ersten Teilnahme?

Katja Ebstein: Ich habe in der Schule in einer Jazz-Band gespielt, wir haben auch Flamenco und so etwas wie Weltmusik gemacht. Eigentlich habe ich mich mehr auf den Backgroundgesang konzentriert. Dann kam der Produzent Siggi Loch und hat mit mir eine Platte aufgenommen. Die Produktion war sehr teuer, sie hat damals 300 000 Mark gekostet. Damit die Platte nicht in den Regalen stehenbleibt, entstand dann die Idee, an einem Wettbewerb teilzunehmen.

Würden Sie heute noch einmal beim Song Contest mitmachen?

Ebstein: Ich habe mich damals sehr gefreut, als der eiserne Vorhang zusammenbrach. Aber seit es diese Seilschaften im Osten gibt, die sich gegenseitig die Punkte zuschieben, ist das für mich kein richtiger Wettbewerb mehr. Der Song Contest hatte aber immer schon eine politische Dimension. Er hat zum Beispiel zweimal in Holland stattgefunden. Da wird man als Deutscher immer noch schlecht bedient.

Welche Bedeutung hat der Wettbewerb für Sie heute?

Ebstein: Für junge Leute ist das eine gute Plattform, wenn sie Musiker werden wollen. Eine riesige Geschäftemacherei war das schon immer. Heute ist ein solcher Wettbewerb für mich Spielerei. Darum habe ich auch an der RTL-Show „Let’s Dance“ teilgenommen. Das hat einfach Spaß gemacht.

Haben Sie ein Lieblingslied unter Ihren Song-Contest-Songs?

Ebstein: Nein, jeder Titel hat etwas Besonderes. „Diese Welt“ war der erste echte Öko-Song, aber auch „Theater“ ist ein wunderschönes Lied. Ich singe alle Titel noch in meinem Programm, allerdings neu arrangiert.

Was denken Sie über Lena?

Ebstein: Lena ist für mich die beste Erscheinung seit Jahrzehnten. Sie ist unmanipulierbar und authentisch. Die kann doofe Antworten geben, wenn sie dumm angequatscht wird, und sofort wieder auf intelligent umschalten, wenn sie merkt, dass es jemand ernst meint. Da erinnert sie mich ein bisschen an mich selbst.

Wie gefällt Ihnen der Song „Taken by a Stranger“?

Ebstein: Ich finde den Song interessant. Ein hübsches Ding, aber Lena sollte es bei der Choreographie nicht übertreiben. Ich hätte mir aber gewünscht, dass sie in diesem Jahr auf Deutsch singt. Das hätte ich riskiert. Da ist sie von Stefan Raab schlecht beeinflusst worden.

Wie schätzen Sie ihre Chancen beim ESC ein?

Ebstein: Es wird sehr schwer, noch einmal zu gewinnen. Aber ich wünsche Lena, dass sie unter die ersten Fünf kommt.

Werden Sie am 14. Mai live beim Song Contest sein?

Ebstein: Ich bin nicht eingeladen worden. Das nehme ich dem NDR aber nicht übel. Ob ich mir das am Fernseher anschaue, weiß ich noch nicht.

Haben Sie noch Ziele für die Zukunft?

Ebstein: Ich würde gerne mit Bildhauerei anfangen. Außerdem male ich sehr gern. Aber Malen ist sehr anstrengend. Es dauert manchmal Monate, bis ein Bild fertig ist.

Sie sind noch oft auf Tournee. Werden Sie mal nach Düsseldorf kommen?

Ebstein: Ich bin mit dem Programm „Na und . . . wir leben noch“ unterwegs. Dazu gehören immer Texte von Heine. Obwohl ich seit 30 Jahren Mitglied der Heine-Gesellschaft in Düsseldorf bin, hat man mich jetzt zum ersten Mal angesprochen, ob ich einen Abend gestalten könnte. In diesem Jahr klappt es noch nicht, aber vielleicht im nächsten.

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