Karnevalszug in Düsseldorf: Lob und Kritik

Zum Wetter passten diesmal auch die Wagen. Kritisch, aber eher schön statt scharf fielen sie aus.

Düsseldorf. Traumwetter, ausgelassene Stimmung rund um den Zoch, da passte auch das Sessions-Motto „Hütt dommer dröwer lachen“ bestens. Aber auch in diesem Jahr gilt: An ein paar Kleinigkeiten kann man immer noch arbeiten.

Tops: Das Motto hat nicht nur Profi Jacques Tilly inspiriert, auch die Vereine haben in diesem Jahr sehr originelle Wagen gebaut. Beispiel: Die KG Knaasköpp, die das Thema Neo-Nazis angepackt hat (Do dommer nitt dröwer lache).

Oder die Karnevals-Gesellschaft Till’s Freunde, die CC-Ehrenpräsident Engelbert Oxenfort und seinen Geschäftsführer Jürgen Rieck beim Bützen zeigt — der Streit unter den Narren hatte nach der letzten Session noch lange für Wirbel gesorgt. Am Rosenmontag konnte man drüber lachen.

Ganz stark: die Aktualität der Wagen. Joachim Gauck, der erst am Abend zuvor als Bundespräsident aus dem Hut gezaubert wurde, noch als Ei in den Wulff-Wagen einzubauen — das macht dem Team um Jaqcues Tilly niemand in den anderen Karnevalshochburgen nach.

Mal so, mal so: Daran, dass Düsseldorf die spannendsten politischen Wagen rollen lässt, hat sich auch in diesem Jahr nicht geändert. Allerdings: Wurde im vergangenen Jahr noch darüber diskutiert, ob man Irans Präsident Ahmadinedschad als Hakenkreuz zeigen darf, konnten diesmal alle nicken, wenn zum Beispiel Ballerina Angela Merkel ihren Rettungsschirm als Rock aufspannt. Das ist nett, die Grenzen der Provokation wurden aber bei weitem nicht erreicht.

Besonders der Elbers-Wagen war ganz klar zu brav. Den Oberbürgermeister mit der Abrissbirne für den Tausendfüßler zu zeigen. Na ja. Da hätte ganz klar das Thema IDR-Spendenskandal hingehört.

Flops: Bunt und nett anzuschaueren sind sie, die vielen Fußgruppen im Zoch — aber es sind fast jedes Jahr die gleichen. Ob Elleraner Hunnen oder Ammerländer Radfahrer, man kann fast eine Strichliste führen, wann die wieder vorbei kommen. Ein bisschen Abwechslung könnte nicht schaden.

Auch völlig daneben: Die Lautsprecheranlagen auf manchen Wagen. Schön, wenn Präsidenten etwas zu sagen haben. Aber wenn es nur als unverständliches Gebrüll ankommt, ist das nur Lärm. Da sollte das CC vor dem Start des Zuges dringend einen „Ton-Tüv“ einsetzen. Unverschämt Stunden dauert es, bis sich die Jecken am Joseph-Beuys-Ufer richtig aufgestellt haben.

Da bekommt mancher Hunger, mitten im Gastro-Niemandsland. Die richtigem Gelegenheit, um mal zuzulangen, meint der Betreiber einer Suppenküche: Fünf Euro für eine Erbsensuppe mit Wurst — da kann man ganz klar nicht mehr drüber lachen. Kurios Nicht ganz auf der Höhe war das Carnevals Comitee am Rosenmontag mit seiner Web-Seite.

Darauf wurde Montag früh um 8.30 Uhr noch angekündigt, dass der Zoch in einem Jahr und drei Stunden startet. Hoffentlich geht heute niemand hin. Im Laufe des Tages wurde der Irrtum aber korrigiert. Bis zum nächsten Zug sind es übrigens noch 355 Tage.

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