Karneval eiskalt: Mit vier Lagen Wäsche auf die Kö

Gut gelaunte Narren strömten am Sonntag über die Königsallee. Auch Schneefall am Nachmittag trübte die Stimmung nicht.

Düsseldorf. Da steht sie, die drollige brünette Erdbeere und weiß gar nicht, wo sie zuerst hinschauen soll. Eine Horde Piraten schunkelt zu ihrer Linken, Zwerge tanzen ausgelassen zu ihrer Rechten, eine Ägypterin streift sie versehentlich am Arm, entschuldigt sich freundlich und folgt ihrem Pharao.

„Das ist schon ein kleiner Schock“, sagt die 19-jährige Französin, lächelt dabei aber. So etwas wie den Düsseldorfer Karneval hat sie eben noch nicht erlebt. Dann zieht sie weiter die Kö hinab, untergehakt bei ihren Freundinnen, und bestaunt das kunterbunte Treiben.

Während Marie ihre jecke Premiere erlebt, ist der sonntägliche Streifzug über die Königsallee für viele Narren die Neuauflage einer langen Tradition. „Wir waren vor 15 Jahren zum ersten Mal zusammen hier“, erzählt Doris Byl stellvertretend für ihren Clan aus 16 Musketieren.

Die Kostüme der Degen schwingenden Damen stammen aus ihrem gemeinsamen Fundus. „Wir tragen vier Lagen Unterwäsche darunter“, sagt Musketier Monika Boer und ergänzt lachend: „Eigentlich sind wir viel schlanker.“

Doch ein paar zusätzliche optische Pfunde können das Ego nicht kränken, wenn zwar die Sonne vom Himmel lacht, doch kühle Temperaturen nur knapp über Null herrschen. „Genau deshalb haben wir uns diesmal für kuschelige Kostüme entschieden“, sagt Ulla Meyer-Ludwig aus Bilk, die sich mit ihrem 25-köpfigen Trüppchen „De Sauköpp“ als rosa Schweinchen verkleidet am Sevens-Center positioniert hat.

Das Ehepaar Wilhelm und Ute Lenger dagegen zieht Extravaganz dem praktischen Wert vor. Als Sultan und Haremsdame sind sie ein echter Blickfang, blitzende Brillanten und Edelsteine an ihrer Kleidung reflektierenden das Sonnenlicht in alle Richtungen.

„Darf ich ein Foto mit euch machen?“, fragt ein junges Mädchen. Geschmeicheltes Lächeln, ein lockeres „Aber sicher“ und schon ist das Foto im Kasten. Karneval von seiner sympathischsten Seite.

Wie immer hoch im Kurs: die obligatorischen Katzenkostüme. Für die wilde Variante dieses Looks haben sich die Freundinnen Stephi , Linda und Lena entschieden. „Die Haare sind natürlich echt“, betont Linda. „Für die Mähne habe ich sie über Nacht geflochten getragen.“

Irgendwann bewahrheiten sich die Vorahnungen, die einige Jecken zu Schirmen und dicken Ganzkörperkostümen haben greifen lassen: Gegen 14.30 Uhr rieseln Schneeflocken vom Himmel. Die Narren lässt das allerdings kein bisschen verzagen. Und als Belohnung für die gute Stimmung kündigt der Wetterbericht für Rosenmontag durchgängig Sonnenschein überm Zoch an.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort