Düsseldorf-Gerresheim Goldener Schlüssel war fest in Möhnehand

Die Möhne stürmten das Rathaus am Neusser Tor, die Schüler und Studenten die Haltestelle der Rheinbahn.

Möhne erwiesen sich am Donnerstag vor dem Rathaus Gerresheim als besonders stark und entrissen dem Bezirksbürgermeister Karsten Kunert (rechts) den goldenen Schlüssel.

Möhne erwiesen sich am Donnerstag vor dem Rathaus Gerresheim als besonders stark und entrissen dem Bezirksbürgermeister Karsten Kunert (rechts) den goldenen Schlüssel.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf-Gerresheim. Altweiber beginnt in Gerresheim an der Haltestelle Neusser Tor. Elf Polizisten unter Einsatzleiterin Melanie Wienholz riegelten den Bürgersteig ab, damit die Jecken nicht in die Straßenbahnen rannten. Auch Sicherheitsbedienstete der Rheinbahn waren einsatzbereit. Denn das Neusser Tor ist der Treffpunkt der Jugend, bevor es grüppchenweise in die Altstadt geht. Es sind nicht nur die Schüler der beiden Gymnasien aus der Nachbarschaft, sondern auch Studenten, die den närrischen Brauch beibehalten und sich mit Bier aus Einkaufswagen oder Schnapsfläschchen aus der Hosentausche für die Pintentour stärken. Ein paar Schritte entfernt gab es den zweiten Massenauflauf, denn traditionsgemäß um 11.11 Uhr wurde das Bezirksrathaus gestürmt.

Der Brauch, ein Rathaus vor Ort zu stürmen, ist seltener geworden, denn der Aufwand ist groß. Wenn Gerresheim daran festhält, so liegt das an der „Saubande“ unter Irmchen Deutmarg. Sie braucht jeden Cent aus dem Erlös von Bier, Mettbrötchen und Anstecknadeln, um den großen Veedelszug mit elf Kapellen und 40 Narrenwagen zu finanzieren. Irmchen erwartet 30 000 bis 40 000 Zuschauer am Sonntag ab 11.11 Uhr. Beim Sturm aufs Rathaus kommen bis zu 2000 Euro in die kleine Kasse.

Nun ist Gerresheim sowieso närrisch veranlagt, mit 400 Mitstreitern der Bürgerwehr, Gerresheimer Mädels, Jonges und über hundert Vereinen. Am Donnerstag aber hatten die Möhne im Bezirksrathaus das Sagen, mit Bezirksverwaltungsstellenleiterin Claudia von Rappard als Obermöhne. Sie holte sich Ex-Venetia Ricarda Dünnwald zur Verstärkung.

Wie eine Schönheitsprinzessin saß Ricarda zunächst im Fensterrahmen, das Mikrofon in der Hand, und feuerte die Massen an. Sie gehört zur Gerresheimer Bürgerwehr und ist Sitzungspräsidentin der Gerresheimer Mädchen. Den goldenen Schlüssel gab sie nicht aus der Hand. Sie hatte allerdings auch leichtes Spiel, denn weder der als Mönch verkleidete Bezirksbürgermeister Karsten Kunert noch die Gerresheimer Bürgerwehr leisteten Widerstand. So überrannten die Weiber die Männerwelt und waren schneller im Rathaus als gedacht.

Die Schwäche beim Sturm wollte die Bürgerwehr jedoch nicht auf sich sitzen lassen. Präsident Stephan Friedel und seine Mannen bützten, schunkelten, sangen und tanzten. Zur Freude von Hausherr Kunert, der in seiner kauzigen Begrüßung erklärte: „Hier im Raum herrscht sonst die Torheit, denn es wird häufig nichts gesagt, aber alles mit viel zu vielen Worten.“

In der Zwischenzeit war auch die Haltestelle am Neusser Tor wieder frei. Restlos glücklich über den jugendlichen Schwarm war ein Flaschensammler, der die Hinterlassenschaften der Jugend in zwei große Plastiktüten füllte.

Nächstes Jahr sollen Schüler für Schüler Plakate machen, damit die Fahrt in die Innenstadt ruhiger vonstatten geht als diesmal, wo jugendliche Fahrgäste eine Straßenbahn sogar ins Wackeln brachten.

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