European Jazz Ensemble: Eine Band als Lebensaufgabe

Seit 35 Jahren tourt Ali Haurand mit seinen hochkarätigen Musikern durch die Welt. Zum Jubiläum spielt er am Sonntag bei der Jazz Rally.

Düsseldorf. „Die Kommunikation mit der Musik funktioniert über Dinge wie Religion oder Hautfarbe hinaus“, sagt Ali Haurand. Diese Erkenntnis war entscheidend, als er vor 35 Jahren zusammen mit dem Engländer Alan Skidmore und dem gebürtigen Polen Gerd Dudek das „European Jazz Ensemble“ gründete. „Das war lange, bevor sich die Politiker Gedanken über ein vereintes Europa ohne Grenzen gemacht haben“, sagt der 67-jährige Bassist nicht ohne Stolz. In diesem Jahr ist die Band auf Jubiläums-Tournee. Dass die bei der Jazz Rally auch in Düsseldorf Station macht, ist selbstverständlich. Denn seit neun Jahren ist Haurand künstlerischer Leiter des Festivals.

Während andere Jungs lieber Gitarrist oder Sänger werden möchten, war schon der kleine Ali vom Bass fasziniert, besonders das Spiel von Charles Mingus hat ihn begeistert. Mit 14 Jahren besuchte Haurand ein Jazz-Konzert in einer Kirche am Niederrhein: „Dort gab es einen Bass, der nur drei Saiten hatte. Auf dem durfte ich spielen.“ Er begann, bald in verschiedenen Bands zu spielen, mit der Formation „Third Eye“ wurde Haurand bald bekannt.

Nach seinem Studium an der Folkwang-Schule spielte er mit allem zusammen, was in der internationalen Jazz-Szene Rang und Namen hat, darunter George Maycock, Ben Webster, Philly Joe Jones oder Charlie Mariano, mit dem ihn eine langjährige Freundschaft verbunden hat. Alis Herz allerdings hing immer an seinem European Jazz Ensemble: „Die Faszination ist, dass die Musiker aus verschiedenen Ländern kommen und ganz unterschiedliche Einflüsse mitbringen. Da kommt es schon mal vor, dass der Italiener mit Folklore anfängt und die anderen ihn dann ganz verwundert anschauen.“ Das sei der Reiz der Band, mit der Haurand schon durch die ganze Welt gereist ist.

Als er vor neun Jahren die Leitung der Jazz Rally übernahm, hatte Ali zunächst einige Berührungsängste mit dem Schirmherrn Klaus Doldinger. Er befürchtete, dass die Vorstellungen bei der Musikauswahl zu weit entfernt liegen. Inzwischen ist auch daraus eine Freundschaft geworden. Als Doldinger in der Essener Philharmonie sein Konzert zum 75. Geburtstag gab, spielten die beiden sogar ein Duett zusammen.

Ebenso subtil wie sein Spiel ist Ali Haurands Humor. Jahrelang machte er sich bei den Jazz Rally-Pressekonferenzen einen Spaß daraus, den Journalisten Jazz als „Musik der dritten Sprache“ zu erklären und ließ die schreibende Zunft ratlos und sprachlos zurück. „Tatsächlich ist Jazz die dritte Sprache der Musik, neben Komposition und Harmonie“, verrät er mit einem Augenzwinkern.

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