Hulda-Pankok-Schule: Gegen die Barrieren im Kopf

Behinderte und Nichtbehinderte werden gemeinsam unterrichtet – alles ganz normal.

Düsseldorf. Stolperfallen, Stufen, Treppen, bauliche Hindernisse und Barrieren im Kopf - noch immer ist die Integration von behinderten Schülern an Regelschulen nicht selbstverständlich. Eltern behinderter Kinder können nicht selbst über die Schullaufbahn ihres Nachwuchses entscheiden.

Wie viel Leid und Frust das für die Betroffenen bedeutet, die sich von den zuständigen Schulräten unverstanden fühlen, darüber hat die WZ in den vergangenen Wochen mehrfach berichtet. Auch die Ratsfraktion der Grünen hat sich formiert und fordert nun einen Rechtsanspruch auf integrative Beschulung.

Dass es aber durchaus schon positive Beispiele in Düsseldorf gibt, davon konnte sich die Landesbehindertenbeauftragte Angelika Gemkow diese Woche in der Hulda-Pankok-Gesamtschule überzeugen, wo seit 13 Jahren integrativ unterrichtet werden.

Sichtlich beeindruckt war sie von der Barrierefreiheit des Gebäudes und dem reibungslosen Miteinander von Behinderten und Nichtbehinderten.

Schulleiter Heinz Gniostko zeigte auch das Schmuckstück des Hauses: die Mehrzwecksporthalle. Vor drei Jahren für fünf Millionen Euro neugebaut, wird sie dank behindertengerechter Sanitäranlagen und speziellem Boden auch von der benachbarten Förderschule für Körperbehinderte genutzt.

Angelika Gemkow wollte mit ihrem Besuch wohl auch ein Zeichen setzen. Den schwelenden Streit in Düsseldorf zwischen Befürwortern von Förderschulen einerseits und Verfechtern gemeinsamen Unterrichts von Behinderten und Nichtbehinderten an Regelschulen andererseits kann sie nicht verstehen: "Es geht nur gemeinsam", ist ihre Devise und so hob sie die funktionierende Kooperation zwischen Körperbehindertenschule und Gesamtschule lobend hervor.

"Sie kommen hier an unserer Schule bis in jede Ecke ohne Treppe", berichtete Gniostko stolz. Aufzüge in allen Gebäudeteilen, speziell angelegte Hochbeete, die von Rollstuhlfahrern bearbeitet werden können und die neue Zufahrt für Taxen und Privatfahrzeuge beeindruckten Gemkow sehr. Sie sagt: "Barriereabbau hat nicht nur mit baulichen Maßnahmen zu tun, es geht auch um den Barriereabbau im Kopf."

Für den mehrfach körper- und sinnesbehinderten Jannis aus der 5. Klasse wurde eigens eine mobile Tafelkamera angeschafft und individuell für seine Bedürfnisse eine Tastatur angefertigt - dank digitaler Technik kann der Junge so auch die Klassenarbeiten mitschreiben. Spezielle Förderung erfährt er wiederum von Fachkräften der nahegelegen Förderschule.

Sozialdezernent Burkhard Hintzsche betonte, dass ein wesentliches Ziel der Stadt sei, weitere Schulen baulich so herzurichten, dass behinderte Kinder bald an allen Schulformen unterrichtet werden können. Ein Drittel aller bestehenden Schulstandorte soll in Zukunft integrativen Unterricht anbieten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort