Freie Auswahl: Grundschulen geraten unter Druck

Eltern kutschieren ihre Kinder in andere Stadtteile. Beliebte Schulen haben Platznot, anderen fehlt die Nachfrage.

Düsseldorf. Als Düsseldorf 2005 als erste Stadt in Nordrhein-Westfalen den Eltern freie Grundschulwahl ermöglichte, wurden die Folgen klein geredet. Heute, drei Jahre später, ist die Lage anders.

Wie Schulrätin Martina Nussbaum bestätigt, wählen nach Auflösung der Schulbezirksgrenzen immer mehr Eltern Schulen, die nicht in ihrem unmittelbaren Wohnumfeld liegen. Die Auswirkungen sind mittlerweile so deutlich, dass sich Gewinner- und Verlierschulen herauskristallisieren.

Enorm nachgefragt werden etwa die Grundschule Konkordiastraße (für 2008: 60 Anmeldungen, für 2009: 80), und die katholische Grundschule Unter den Eichen (60 zu 80). An der Gutenberg-Grundschule mussten 30 von 120Kindern abgelehnt werden.

Schwierig wird es für die Nachbarschulen solcher Favoriten. Die Grundschule an der Kronprinzenstraße, die nur 600Meter entfernt von der Konkordiastraße liegt, zählte im Vorjahr 27, jetzt 24Anmeldungen. "Zufrieden sind wir damit nicht", sagt Kronprinzen-Rektor Harald Neuhaus. Um mit der nahen Konkurrenz mithalten zu können, hat er zum 1.August einen Montessori-Zweig eingeführt, wohl wissend, dass diese pädagogische Ausrichtung großen Zulauf hat.

Aus diesem Grund hat die Carl-Sonnenschein-Schule in Unterbach zu kämpfen. Sie hat die notwendigen 18 Anmeldungen für die Bildung einer ersten Klasse noch nicht zusammen. Vize-Rektorin Susanne Schulz-Isenbeck glaubt, dass ihre Schule unter der Nähe der Wichernschule leidet, die vier Montessori-Klassen anbietet. "Aber wir hoffen noch", sagt sie.

Manuela Hasselmann, Leiterin der Astrid-Lindgren-Schule, bestätigt den Tourismus. "Ich habe Anmeldungen aus Wersten und Gerresheim. Die Eltern schauen sich erst die Homepage und dann die Entfernung an."

Dieselbe Erfahrung macht Melanie Hanhoff, Leiterin der Katholischen Grundschule Unter den Eichen. "Die Eltern nehmen in Kauf, dass sie ihr Kind jeden Tag von Knittkuhl nach Gerresheim bringen und dort auch wieder abholen müssen."

Hanhoff ist der neue Prototyp einer überzeugenden Schulleiterin: jung und in hohem Maße engagiert. "Eltern nehmen Schulprogramme und Schulleiter genau unter die Lupe", sagt Nussbaum.

Das merkt auch Richard Schmitz, Leiter der Grundschule Südallee und Sprecher der Grundschulrektoren im Düsseldorfer Süden. Er hat stetig hohe Anmeldezahlen und sorgt sich um zunehmende Raumnot: "Die Stadt muss sich überlegen, ob sie nun bei den beliebteren Schulen mehr Räume zur Verfügung stellt." Neue Schulen will Schuldezernent Burkhard Hintzsche deswegen nicht gleich bauen, aber: "Wenn es das Raumprogramm hergibt, werden wir mehr Klassen zulassen."

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