Düsseldorfer Theater: Spielzeitauftakt mit Shakespeare

Der neue Intendant Staffan Holm knüpft am 15. Oktober an große Kunst an.

Düsseldorf. Zur Eröffnung seiner ersten Spielzeit am 14. Oktober zeigt der schwedische Shakespeare-Kenner Staffan Valdemar Holm seine Sicht auf den Prinzen von Dänemark und stellt damit die neue Vision für das Düsseldorfer Theater vor. Dies erfuhr die WZ bereits im Vorfeld der heutigen Pressekonferenz, in der Holm sein Programm für das kommende Jahr bekanntgeben wird.

Mit seiner Entscheidung für Hamlet knüpft er an große Zeiten hiesiger Schauspielkunst an. Gustaf Gründgens hat den „Hamlet“ ein letztes Mal 1949 in Düsseldorf gespielt. Die Premiere war am Abend seines 50. Geburtstages.

Für Gründgens war „Hamlet“ eine zentrale Figur seines Schauspielerdaseins, vielleicht sogar so wichtig wie „Mephisto“. Als „undeutsch“ bezeichneten die Nazis seine Darstellung des Prinzen 1936 in Berlin. Auch Gründgens Schauspiellehrer in Düsseldorf, Theatergründer Gustav Lindemann, brachte „Hamlet“ 1918 hier auf die Bühne. Ein geschichtsträchtiger Auftakt also, den Holm gewählt hat.

Für die Hauptrolle hat er den 31-jährigen Aleksandar Radenkovic engagiert. Der in Serbien geborene Schauspieler gehörte nach seiner Ausbildung zunächst zum Ensemble in Leipzig und wechselte unter dem Intendanten Friedrich Schirmer ans Deutsche Schauspielhaus Hamburg.

Dort steht er zurzeit unter anderem als Romeo auf der Bühne. Die großen Vorbilder schrecken ihn nicht. „Darüber mache ich mir keine Sorgen. Es kommt auf den jeweiligen Menschen an, der die Figur spielt. Und ich mache das so, wie ich das denke und fühle.“

Diese Gefühle bewegen sich im Augenblick zwischen „wahnsinniger Freude, großer Spannung und Aufregung im positivsten Sinne“, sagt Radenkovic. „Für genau so etwas wird man Schauspieler.“ Holm gegenüber empfindet er großes Vertrauen. Ihn reizt die Absicht des Schweden, Internationalität auf die Bühne zu bringen.

Gerade aufgrund seiner Lebensgeschichte, der serbischen Herkunft und dem Japanisch-Studium, das vor seiner Schauspielkarriere stand. Viele Gründe für den Darsteller, sich auf den Neustart und seinen prominenten Auftritt in der Eröffnungsinszenierung in Düsseldorf zu freuen.

Ob Shakespeare in dieser Stadt noch einmal so die Gemüter zu erregen weiß, wie es 2006 Regisseur Jürgen Gosch mit „Macbeth“ gelungen ist, wird sich zeigen. Damals hatte die blutreiche Darstellungsweise eine bundesweite Diskussion über so genanntes Regie-Theater ausgelöst. Bereits 2001 hatte der inzwischen verstorbene Großmeister Gosch mit „Hamlet“, gespielt von Devid Striesow, in Düsseldorf begeistert und verstört.

Radenkovic ist davon überzeugt, dass auch Holm Meinungen spalten kann. Dabei gehe es immer um das, was man aussagen wolle, und nicht um den bloßen Effekt. „Der Anspruch muss sein, wie ein Keil in die Stadt zu fahren und zu sagen, hier sind wir, das ist unsere Haltung zur jetzigen Welt. Auch wenn man damit aneckt. Es gibt nichts Schlimmeres, als langweiliges Stadttheater zu machen.“

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