Jugendliche suchen ihre Geschichte(n)
Schüler forschen zum Thema „Jugend in der NS-Zeit“, auch eine Ausstellung ist geplant.
Düsseldorf. Die Jugendlichen, die beim Rather Modell mitmachen, haben alle schon eine eigene Geschichte. Meist hat sie etwas mit notorischem Schulschwänzen zu tun — denn das Projekt bietet gezielt Hilfen für Schulverweigerer an und führt sie u.a. zu einem Hauptschulabschluss.
Vier Standorte gibt es, einer davon befindet sich im Atelierhaus an der Walzwerkstraße 14 — dort hat rund ein halbes Dutzend Schüler jetzt ein bemerkenswertes Projekt gestartet: Die Jugendlichen machen sich auf Spurensuche in ihrer Heimatstadt. Finden wollen sie Geschichten von Jugendlichen in Düsseldorf während der NS-Zeit.
Es kommt nicht allzu häufig vor, dass sich junge Menschen freiwillig dieses Thema vornehmen. In diesem Fall hat es etwas mit ihrer eigenen Geschichte zu tun: „Wir sind auch deshalb drauf gekommen, weil wir selbst nicht immer korrekt waren und uns gefragt haben, wie es uns damals ergangen wäre“, sagt Scarlett Burkowski.
Dass die Schüler diese Frage überhaupt diskutiert haben, hatte freilich auch einen ganz aktuellen Grund: „Wir hatten auch mal einen Mitschüler, der in eine Kameradschaft gerutscht war. Da hat es bei uns gleich heftige Diskussionen gegeben“, erklärt Lehrer und Projektleiter Roland Kühler.
In deren Verlauf kam heraus, dass viele Schüler auch Besonderheiten in der eigenen Familiengeschichte haben. „Meine Oma war im Sonderlager für Sinti und Roma am Höherweg“, erzählt etwa Florian Kreutz. Und unter Scarlett Burkowskis Vorfahren gab es beides: „Einer war in der Partei, ein anderer hat Widerstand geleistet.“