Feilen, bohren, sägen: Azubis und Schüler bauen gemeinsam

Lehrlinge unterrichten Schüler in Metallbearbeitung. Davon profitieren beide Seiten, wie das Projekt der Realschule in Urdenbach zeigt.

Düsseldorf. Schon im Flur kann man ihn riechen, den typischen Geruch, den alle Metallwerkstätten der Welt gemeinsam haben. Für Jason, Patrick, Matina und die anderen Schüler des Technikkurses der zehnten Klassen der Theodor-Litt-Realschule ist der Geruch noch neu.

Für Alexander Scerbina und André Düsing ist er es schon lange nicht mehr. Die beiden Industriemechaniker-Azubis von Thyssen-Krupp-Nirosta stehen heute nicht an den Maschinen in ihrem Betrieb, sondern im Werkraum der Realschule. Vor ihnen die kaum jüngeren Schüler, die sie gleich unterrichten sollen.

Für das Projekt „Lernen und Lehren“ hat die Theodor-Litt—Realschule jetzt den Düsseldorfer Schulpreis gewonnen, der gemeinsam von WZ und Electronic Partner vergeben wird.

Die Aufgabe, die die Schüler in der Benrather Lehrwerkstatt von Thyssen-Krupp-Nirosta in insgesamt 16 Stunden umsetzen sollten, hört sich auf den ersten Blick vielleicht einfach an, hat es bei näherer Betrachtung aber in sich. Einen Nussknacker haben sie aus verschiedenen Einzelteilen gebaut, die sie vorher noch an der Werkbank bearbeiten mussten. Dafür mussten sie allerdings erst noch den Umgang mit Ständerbohrmaschine, Feile, Gewindeschneidern und dem Werkstoff Stahl lernen. Einzige Bedingung: Das gute Stück sollte vor Weihnachten fertig sein.

Für Schulleiter Hans-Gerd Pröpper ist das ungewöhnliche Projekt ein voller Erfolg. „Viele Schüler haben Angst, sich bei großen Unternehmen zu bewerben und diese Angst können wir ihnen so vielleicht nehmen“, sagt er. „Das macht den Übergang ins Berufsleben leichter.“

Matina Mezarli hat der Praxis-Unterricht mit Alexander und André sehr gut gefallen. „Die Azubis sind einfach mehr auf einer Wellenlänge mit uns als die Lehrer, man kann sich besser verständigen“, sagt sie. „Und in der Lehrwerkstatt im Betrieb hatten wir noch mehr Möglichkeiten, richtig etwas zu bauen. Da gibt es viel mehr Maschinen.“ Auch Jason Beierle findet den Unterricht der jungen Lehrer einfach klasse. „Es war ganz einfach lockerer und viel besser erklärt als von unseren Lehrern.“

Für Alexander und André war es auch eine völlig neue Erfahrung, selbst zu unterrichten. Und gar nicht mal so einfach, wie sie zugeben. „Anfangs war es sehr schwierig, aber je interessanter es wurde, desto besser haben die Schüler aufgepasst“, sagt André Düsing.

„Das Projekt hat auch meinen Jungs richtig gut getan“, sagt Ausbildungsmeister Andre Körschkes. Durch das Lehren hätten sie die Lehrinhalte selbst viel besser verstanden. „Da hängen schon richtig Schlüsselqualifikationen dran“, sagt er zufrieden. So profitieren schließlich Schüler und Azubis.

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