Die Arena wird im Eiltempo vom Stadion zum Studio

Die Stadt übergibt dem NDR den symbolischen Arena-Schlüssel. Ab dem 23. April wird geprobt.

Düsseldorf. Thomas Schreiber dürfte sich vorgekommen sein wie ein Reiseführer, der zwei Busbesatzungen Chinesen durch Schloss Neuschwanstein führt. Doch die 100-köpfige Journalisten-Meute, die filmend und fotografierend hinter dem ARD-Koordinator für Unterhaltung herzieht, sieht keinen Palast, sondern das künftig größte Fernsehstudio Europas: die Arena. Der Umbau für den Eurovision Song Contest läuft auf Hochtouren. Am 23. April finden die ersten Proben statt.

Im Innenraum ist von Fortuna-Fußball nichts mehr zu sehen: Schwerlastkräne strecken ihre Ausleger wie Fangarme unter die 45 Meter hohe Decke, wo Techniker die Ketten für die Lichtanlage anbringen. „Wir hängen etwa 180 Tonnen Material unter die Decke, davon allein zehn Tonnen Kabel“, sagt Dieter Thiessen, Technischer Leiter der Baustelle. Thiessen hat schon TV-Übertragungen von Fußball-Weltmeisterschaften und Olympia gemanagt, doch der ESC ist besonders: „Ein Stadion dieser Größe in ein TV-Studio umzuwandeln, das gab’s noch nie.“

Rund 350 Sattelzugladungen mit Technik rollen heran. Etwa 100 Firmen sind am Aufbau beteiligt. Vor der Nordtribüne stehen etliche Container, in denen Übertragungstechnik untergebracht ist. Zwei Container für die Tonregie müssen schalldicht verkleidet werden — wegen des Fluglärms. Gleich daneben riesige Strom-Generatoren mit einer Leistung von acht Megawatt. „Wir sind unabhängig vom Stromnetz der Stadt“, sagt Thiessen.

Nichts soll die Übertragung des weltgrößten Gesangswettbewerbs gefährden können. Alles ist doppelt abgesichert. Fällt ein Übertragungswagen aus, springt ein anderer ein, das TV-Signal wird über Glasfaserkabel und eine sechs Meter breite Satellitenschüssel in die Welt geschickt. Für den Notfall läuft am 14. Mai eine Aufzeichnung des Jury-Finales vom Vortag neben der Live-Übertragung, auf die die Regie umschalten kann.

Im Oberrang-Umlauf der Nordtribüne trennen Stellwände die ESC-Backstage-Bereiche ab. Im etwa 50 Meter langen Trakt mit der Aufschrift „Make-Up“ steht bis jetzt nur der Senf-Spender für die Stadionwurst, bald gibt es hier Puder und Lippenstift, Garderoben, eine Künstler-Lounge, Duschen, einen Friseur-Salon und einen Schuhmacher. Von hier oben treten Lena und Co. durch ein kahles Treppenhaus den Gang auf die Bühne an.

Die Besichtigung endet da, wo Oberbürgermeister Dirk Elbers kurz zuvor den symbolischen Arena-Schlüssel an NDR-Intendant Lutz Marmor überreicht hatte. Der fasst die Übernahme des ESC-Schlosses knapp zusammen: „Das Kribbeln beginnt.“

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