Daniel Fritschi: "Foyer"-Club-Besitzer mit Kunstsinn

Daniel Fritschi ist Chef des „Foyer“ am Worringer Platz.

Düsseldorf. Als 1969 die letzte Vorstellung im alten Capitol-Theater am Worringer Platz endet, applaudieren auch die Eltern von Daniel Fritschi mit. Sie haben sich begeistert „Hair“ angeschaut, das vermutlich politisch korrekteste Musical aller Zeiten. Heute, 42 Jahre später, steht ihr Sohn an eben diesem Ort. Auch er verfügt über reichlich Idealismus und bespielt nun seinerseits das Theater. Zumindest einen kleinen Teil.

Daniel Fritschi hat im vorderen Bereich der früheren Spielstätte das Foyer eröffnet, einen Raum für Musik und Kunst. Seit Oktober 2010 finden dort Konzerte und Lichtinstallationen der besonderen Art statt.

Sein Handwerk hat der Sohn des Düsseldorfer Architekten Nikolaus Fritschi im legendären Ego-Club gelernt. Im Dachgeschoss des ehemaligen Paketpostgebäudes, wo heute das Schauspielhaus seine Probebühnen unterhält, traf sich von 1998 bis 2000 eine Gruppe aus dem Umfeld der Kunstakademie. Die jungen Leute erhoben Ego innerhalb kürzester Zeit zu einem der wichtigsten Orte für elektronische und experimentelle Musik in Deutschland. Daniel Fritschi war eines der Gründungsmitglieder.

Wer damals den Club besuchen wollte, musste sich zu vereinbarter Uhrzeit an verborgenen Eingängen einfinden, denn der Ego war eine Art geheime Kommandosache für Performances ohne behördliche Genehmigung.

Die Gäste bewegten sich zwar im Künstlerumfeld, waren mit dem Geschehen im Ego jedoch nicht vertraut. „Sie wollten Tanzbares hören und konnten mit den Liveacts nichts anfangen“, erzählt Fritschi. „Anfangs mussten wir die DJs vor den Beschimpfungen der Leute schützen.“ Als im Ego nach zwei Jahren Schluss war, machte Fritschi zunächst im Gewölbekeller des Künstlervereins Malkasten weiter und konzentrierte sich auf sein neu gegründetes Plattenlabel „levelrecords“.

Heute jedoch ist das Foyer sein Ding. Ganz und gar. „Ich hatte die Örtlichkeit sogar schon im Blick, als wir noch im Ego-Club zugange waren.“ Es dauerte allerdings, bis Vermieter und Bauaufsicht die Sache abnickten, der Lärmschutz installiert war und die Technik für die Lichtspektakel stand. „Ich arbeite immer mit dem ganzen Raum. Mein Ziel ist, ihn jedes Mal neu zu erfinden.“

Seither konfrontiert Fritschi Clubgänger mit Kunstkontext oder Kunstinteressierte mit Clubkontext — je nach Perspektive. Er veranstaltet Ausstellungen, etwa zur Nacht der Museen und holt Musiker an den Worringer Platz, die elektronische Klangerlebnisse für Genießer inszenieren.

Allergrößten Wert legt Fritschi auf einen „satten, druckvollen Klang“. „Ich bin da sehr empfindlich.“ Seine Gäste sollen sich auch bei voller Lautstärke unterhalten können, ohne gleich die Stimme zu verlieren. Die Anlage, die er dazu aufgebaut hat, hat schon den Ego-Club beschallt. Jetzt hat Fritschi die Technik noch mal verbessert.

Der 39-Jährige ist Perfektionist. Bei ihm gibt es kein schnödes Diskolicht, sondern Installationen, seine Plattencover entwerfen Ruff-Schüler, er selbst hat Industrie-Design in Wuppertal studiert und im Atelier von Tony Cragg mitgearbeitet. „Der Raum wird durch mich bespielt und nicht durch eine Nullachtfünfzehn-Party.“

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