Rosensonntagszug Bunt, scharf, sonnig: So schön war der Zoch

Jacques Tilly legte mit seinen Mottowagen noch einmal kräftig nach.

Düsseldorf. Noch sonniger, frühlingshafter war’s nur einst im Mai, beim nachgeholten Rosenmontagszug 1990. Der gestrige Zoch am Rosensonntag ließ keine jecken Wünsche offen — vergessen war der Frust nach dem abgeblasenen Rosenmontag im Februar.

Rosensonntagszug: Bunt, scharf, sonnig: So schön war der Zoch
Foto: Sergej Lepke

Stimmung Es ging ausgelassen zu, rund um das Rathaus war mindestens so viel los wie sonst beim Zoch. Alles schunkelte und sang bei den Karnevalsliedern mit. Ebenso dicht standen die Reihen ansonsten in der Altstadt und an der Königsallee — auch aufgrund vieler Gäste aus anderen Städten. Dafür war der Andrang an den Stellen geringer, die sonst als „Geheimtipps“ unter den Düsseldorfern gelten. Vor allem unmittelbar nach dem Zug-start und in Bilk gab es erheblich weniger Zuschauer.

Politische Mottowagen Sechs neue Mottowagen hatte Jacques Tilly gebaut — und bei einem noch einmal nachgelegt. Die Figuren des Erdogan-Wagens, der das Türkische Generalkonsulat so erzürnt hatte, wurden mit Burkas umwickelt. Und dazu gab es einen netten Gruß: „Ist das jetzt genug verhüllt?“ Ein echter Hingucker war auch der Wagen von Donald Trump, der den amerikakanischen Präsidentschafts-Kandidaten als Hinterteil mit Ohren zeigt. Insgesamt haben die Wagenbauer gezeigt, dass ihr kreatives Potenzial auch nach Rosenmontag nicht verschossen war.

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Foto: Melanie Zanin

Wagen mit Lokalbezug Da hielt Tilly sich diesmal stark zurück, nur der abgesagte Zug wurde selbstironisch kommentiert: Da drehen die Kölner uns eine sonnige Nase, Motto: „Köln: Kein Sturm; Düsseldorf: Kein Zoch“. Ansonsten rollen Wehrhahn-Linie, Rheinbahn, Fortuna und Stadtwerke sowie einige Vereinswagen mit Lokalkolorit mit. Die KG Radschläger etwa dankt OB Geisel für die Tour de France. Ein Wagen dreht sich um 70 Jahre NRW, seine Landeshauptstadt und die Zwangsheirat von Nordrhein und Westfalen 1946. Ein anderer zeigt Düsseldorfs scharfe Kritiker von Heine über Kay und Lore Lorentz bis zu Tilly und Campino.

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Foto: Melanie Zanin

Musik Kann man mitten in der Fastenzeit Karnevalslieder singen? Zugegeben: Am Anfang fällt es ein bisschen schwer, aber nach dem dritten „Helau“ schwimmt der Kölner wieder wie immer am Schlossturm vorbei. Allerdings: Viele Vereine hatten sich auf die Kölner Gäste eingestellt und ließen auch für die heimatliche Klänge aus den Lautsprechern dröhnen. Besondere Mühe hatten sich Fortunas Edel-Fans von „Halbangst“ gegeben. Sie texteten „Verdamp lang her“ von Bap auf „Jetzt simmer hier“ um. Da fühlte sich dann jeder Kölner wie Zuhause. Und weil die Sonne schön schien, kam auch schon mal das „Bett im Kornfeld“ in den CD-Player

Kölsch-Faktor Auch auf de Rathaustribüne macht ein kölscher Block Alarm. Die gut 100 Gäste aus der Domstadt zeigen Schals und kölsche Fahnen, trinken aber Alt und schunkeln sogar beim Altbierlied mit. Doch so richtig in Wallung geraten sie, als das „Trömmelche geht“. “ S. 17

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Foto: Sergej Lepke

Fußgruppen Noch etwas exotisch-bunter verkleidet als sonst zogen viele Truppen im Zoch mit. Der Sonne sei Dank. Witzig die Delegation der Neurochirurgie aus der Uni-Klinik: „Gehirn kaputt? Wir heilen auch Alaafismus“ stand auf ihrem Transparent. Ansonsten präsentierten sich die Musik- und Kostümgruppen so farbenfroh wie immer. Diesmal waren es sogar ein paar mehr, weil sich unter anderem Narren aus Krefeld oder Bergheim angemeldet hatten.

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