„Brause“: Eine Tankstelle als zweites Wohnzimmer

Intim und kuschelig ist es in der „Brause“, dem Clubheim des Vereins „Metzgerei Schnitzel“.

Düsseldorf. Die Brause ist kein Ort, der nach Aufmerksamkeit schreit. Schon allein deshalb nicht, weil sie mit gerade mal 30 Quadratmetern eher einem Wohnzimmer gleicht als einem Kulturzentrum oder gar einer Galerie. Aber genau das macht sie für die Mitglieder des Kunstvereins „Metzgerei Schnitzel“, die das alte Tankstellengebäude an der Bilker Allee als Clubheim nutzen, so liebenswert. Denn für sie ist die Brause zu einem zweiten Zuhause geworden.

„Hier sind wir niemand anderem verpflichtet als unserem eigenen Geschmack“, sagt Sebastian Kalitzki, stellvertretender Vorsitzender des Vereins. Die Brause nämlich lebt ausschließlich von den Mitgliedsbeiträgen, abseits vom öffentlichen Kulturbetrieb der Stadt.

Das funktioniert seit September 2001, als die Brause zum ersten Mal ihre Türen öffnete, um alternativen Künstlern einen Raum zu bieten, in dem sie sich ohne Vorgaben und Konventionen entfalten können. „Frei und ohne Zwang“, betont Sven Linnert, erster Vorsitzender von „Metzgerei Schnitzel“.

Zu solchen Künstlern zählen unter anderem Studenten der Fachhochschule und vor allem die Mitglieder des Vereins selbst. Kalitzki zum Beispiel trat vor einem Jahr dem Verein bei, weil er für seine Teilnahme an der Düsseldorfer Kulturaktion „Kunstpunkte“ nach einem Ausstellungsraum suchte.

„Die Brause lebt in erster Linie von den Initiativen seiner Mitglieder“, sagt der Grafiker. Und die seien stets mit Leib und Seele bei der Sache. Egal, ob es um das Sammeln von Stickern aus aller Welt geht, mit denen sie die Brause im Rahmen des Projekts „World of Stickers“ dann tapezieren, oder um das Aufstöbern von alten Spielekonsolen für den „games people play“-Abend, der am zweiten Donnerstag jeden Monats stattfindet.

„Die Besucher können unsere Spielautomaten nutzen oder eigene Konsolen und Spiele mitbringen“, sagt Linnert. Dabei tauchten manchmal richtige Sammlerstücke auf — ein Grund für den Erfolg der Aktion über die Stadtgrenzen hinaus. „Wir haben hier die echten Freaks“, sagt Vereinsmitglied Felix Rosenthal.

Der „games people play“-Abend ist einer von vier Programmpunkten, die regelmäßig in der Brause stattfinden. Veranstaltungen im engeren Sinn sollen sie nicht sein, die Vereinsmitglieder nennen es lieber „Rumhängen mit Sinn“. Bei einem guten Film, gemütlich am Grill oder zu akustischer Live-Musik entweder vom hauseigenen Musiker oder einer befreundeten Band.

Denn so klein die Brause auch wirken mag: Für eine Band mit komplettem Equipment und einem ansehnlichen Publikum sei genug Platz. „Dann wird es erst so richtig intim und kuschelig“, scherzt Linnert.

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