Hip-Hop made in Düsseldorf Balkonien-Gang: „Leute vor der Haustür werden ignoriert“

Für die „Balkonien Gang“ ist ihr Auftritt beim Open-Source-Festival ein Meilenstein. Die WZ verlost zwei Karten für das Festival.

Hip-Hop made in Düsseldorf: Balkonien-Gang: „Leute vor der Haustür werden ignoriert“
Foto: Balkonien Gang

Düsseldorf. „Hip Hop lässt nach, Hip Hop ist tot“, rappen die fünf Düsseldorfer von der „Balkonien Gang“ in einem ihrer Tracks. Und beweisen eigentlich genau das Gegenteil. Denn ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Band steht unmittelbar bevor. Als einziger Hip-Hop-Act spielen sie auf der Newcomer-Bühne des Open Source Festivals, das jährlich über 5000 Musikfans anlockt.

Seit drei Jahren machen die fünf jungen Erwachsenen, alle zwischen 19 und 21, als „Balkonien Gang“ Musik. „Dass wir unsere Texte auf Deutsch schreiben, war sofort klar“, erinnert sich Marius. „Inspiriert haben uns vor allem die älteren Sachen von Samy Deluxe und Dynamite Deluxe, die um die Jahrtausendwende erschienen sind.“

Auf der Bühne geht es ihnen vor allem darum, gute Laune zu verbreiten. „Wir veräppeln uns gerne selbst. Dieses Bad-Boy-Image, das viele Rapper verkörpern, ist überhaupt nicht unser Ding“, sagt Vincent. Auch zu der Hip-Hop-Szene in Düsseldorf haben die fünf eine klare Meinung. „Viele Leute haben Bock, aber es geht trotzdem extrem wenig im Vergleich zu Köln, Berlin und Hamburg“, sagt Vincent. „Auf Hip-Hop-Partys wird 50 Cent oder Dr. Dre gespielt. Leute, die vor der Haustür was machen, werden ignoriert.“

Schuld daran seien auch die etablierten Künstler. „Die Antilooopen Gang, Kollegah oder Farid Bang unterstützten Nachwuchskünstler wie uns überhaupt nicht, tun nichts für die heimische Szene. Die spielen ja teilweise nicht mal in ihrer eigenen Stadt, wenn sie auf Tour gehen. Das ist schon schwach“, ergänzt Marius.

In den Songs der „Balkonien Gang“ wie „D-Town“ finden sich hingegen zahlreiche Bezüge zu Düsseldorf. „Das ist einfach unsere Hood“, sagt Marius. „Wir treffen uns jedes Wochenende an den Treppen vor der Kunsthalle und haben eine gute Zeit. Manchmal zu fünft, manchmal mit 30 Leuten.“

Dazu passt auch der Name ihres ersten Albums, „Urlaub ohne Reisen“, das es seit Ende vergangenen Jahres als kostenlosen Download im Netz gibt. Irgendwann wollen die Hip-Hopper von ihrer Musik leben — und sehen ihren bisher größten Auftritt auf der Newcomer-Bühne des Open Source Festivals als gute Chance, weiter voranzukommen. „Als wir die Zusage bekamen, hat uns das total beflügelt“, erzählt Marius. „In den letzten Wochen haben wir einige neue Tracks produziert, speziell für den Auftritt.“

Aufgenommen werden die Titel in einem kleinen Studio in der Wohnung von Vincents Onkel in Flingern. „Anfangs hat er uns vor allem in technischen Fragen unterstützt. Mittlerweile machen wir alles selbst“, erklärt Vincent. Den letzten Feinschliff bekommen hat gerade ein Track namens „Everybody guckt mal hier“, ein perfekter Sommersong mit eingängiger Hook. „Einen Tanz gibt es dazu auch schon. Das gehört ja bei Sommerhits dazu“, erklärt Vincent.

Generell klingen die neueren Titel verspielter und druckvoller. „Am Anfang haben wir nur mit Oldschool-Beats gearbeitet, mittlerweile mischen wir Oldschool und Newschool miteinander. Dadurch hat man einfach viel mehr Möglichkeiten“, erklärt Marius. Auch in Sachen Texte sind die fünf experimentierfreudiger geworden. „Es geht oft um Alltagsgeschichte. Oder Sachen, die uns ganz spontan in den Kopf kommen“, sagt Vincent. „Letztens guckte eine Taube durchs Fenster, als wir im Studio saßen. Da haben wir prompt einen Track über Tauben gemacht.“

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