Einzelhandel So geht es den Läden in der Wuppertaler City, die noch öffnen

Wuppertal · Rundgang in der Elberfelder Innenstadt zeichnet teilweise das Bild einer Geisterstadt.

 Celal Kizil, Inhaber des Obst- und Gemüsestandes „Früchtekorb Izci“, sorgt sich, wie es in der Krise mit seinem Geschäft weitergehen soll.

Celal Kizil, Inhaber des Obst- und Gemüsestandes „Früchtekorb Izci“, sorgt sich, wie es in der Krise mit seinem Geschäft weitergehen soll.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Viele Rollläden der angesiedelten Geschäfte sind unten, die Lichter in den meisten Fällen aus. Vereinzelt sind beleuchtete Schaufenster zu sehen von den Shops, die Abholdienste anbieten – für Bücher oder Spielzeug. Essen „to go“ ist bei manchen Restaurants und Food-Ständen zwar möglich. Davor zu sehen ist aber kaum jemand. Nur vor den Lebensmittelgeschäften und Drogerien bilden sich lange Schlangen. Auf dem Boden sind überall Hinweise – Maske tragen, Abstand halten, 1,5 Meter, vier Stufen auf der Rolltreppe.

„Es ist eine Katastrophe“, sagt Celal Kizil angesichts der aktuellen Corona-Situation. Sein Bruder ist der Inhaber des Obst- und Gemüsestandes „Früchtekorb Izci“ in den City-Arkaden. Die Miete müsste weiterhin vollständig bezahlt werden, obwohl die Einnahmen fehlten. Es bestehe Unsicherheit. „Wir wissen auch nicht, wie es so weitergehen soll“, sagt Kizil.

City-Center fühlt sich an
wie eine Geisterstadt

Beinahe nebenan ist das Reformhaus Bacher, in dem unter anderem Naturprodukte und Bio-Lebensmittel zu finden sind. Susanne Dönninghaus  arbeitet dort bereits seit elf Jahren. „Arbeitstechnisch ist es schon dunkel und gruselig. Es ist wie eine kleine Geisterstadt“, sagte sie und legte nahe: „Wir sind aber dankbar und froh dafür, dass wir offen haben dürfen.“ Einbußen gebe es allemal, gerade am Wochenende fehle die Laufkundschaft. Doch das betreffe jeden. „Das schweißt auch zusammen“, geht Dönninghaus auf das gute Verhältnis der Mitarbeiter untereinander im City-Center ein.

Während in den unteren Etagen noch ein wenig Leben herrscht, ist oben tatsächlich die Stimmung einer verlassenen Geisterstadt zu spüren. Absperrbänder sind über mehrere Stuhl- und Tischreihen im Gastronomie-Bereich gelegt, genauso wie über die Spielmöglichkeiten für Kinder, die hier sonst per Münzeinwurf Runden auf bunten Autos drehen konnten. Bewegung ist nur auf den Werbetafeln zu sehen, in denen in regelmäßiger Abfolge die neuesten Trends, Urlaubsziele und Co. gezeigt werden, wie die Huka Falls in Neuseeland. Gerd Henke betrachtet diese gerade. „Es ist ein bisschen unheimlich“, antwortet er auf die Frage, wie er die Atmosphäre wahrnehme. „Es ist natürlich auch nicht schön, wenn man mit der Maske rumlaufen muss, aber es ist wichtig, damit wir dann vielleicht wieder im Mai oder Juni in den Urlaub fliegen können.“

Normalität wünsche er sich, und gerade als Rentner auch einmal wieder die Möglichkeit, sich in Cafés zu setzen, um vor Ort etwas trinken und essen zu können. „Die Stimmung ist nicht gut, das bleibt auch nicht aus, wenn der Lockdown anhält“, bemerkt er.

„Die Kundschaft wird wegen der Corona-Maßnahmen müde, das spiegelt sich schon wider. Und wenn die Kunden hier reinkommen, möchte ich ihnen auch ein gutes Gefühl mitgeben“, sagt Christiane Becker. Inmitten von Pralinen arbeitet sie bei „Der Tortenkönig & Confiserie Rübel“ in der Elberfelder Innenstadt. Weil es sich um verderbliche Lebensmittel handelt, dürfe der Laden offen bleiben, auch wenn die Öffnungszeiten aufgrund der fehlenden Kundschaft angepasst wurden. „Es ist schon schleppend und sehr wenig los“, erzählt sie, „die Kunden sind nicht mehr irgendwo eingeladen, wo sie was mitnehmen könnten. Torten werden nicht benötigt, weil es keine großen Feiern gibt.“ Gerade die ältere Kundschaft bleibe aus. Ein Lieferservice wurde zwar eingerichtet. „Wenn unsere Kunden uns anrufen, können wir sie gerne beliefern“, informiert Becker. Doch auch hierbei sei es nicht einfach, ältere Kunden zu erreichen.

In der Innenstadt lässt sich beobachten, wie die Menschen eher zielstrebig einem unbekannten Ziel entgegengehen. In Bahnhofsnähe spielt Musik. Zwischen Baulärm und Schwebebahngeräuschen ist unter anderem „Purple Rain“ zu hören oder etwa „Auf uns“ von Andreas Bourani. „Das ist zu laut, das ist Ruhestörung“, raunt ein Passant im Vorbeigehen. „Mal ein bisschen Musik ist doch schön“, nimmt es Daniel Ceylan gelassen. Der ehemalige Deutschland-sucht-den-Superstar-Teilnehmer habe aktuell keine Auftritte. Seit August singt er täglich auf den Straßen unterschiedlicher Innenstädte.  „Im Winter komplett durch, es ist auch richtig kalt gerade“, sagt er lachend.

Der Weg aus der Innenstadt heraus führt vorbei an einem leergeräumten Schaufenster. „Danke für die schöne Zeit“ heißt es auf einem Zettel darauf.

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