Entdeckungsreise zur Avantgarde in der Kunst

Deutschlandpremieren: 32 Galerien zeigen Künstler, die noch nie in Deutschland ausgestellt haben. Eine ganz besondere Tour.

Düsseldorf. 32 Galerien sind auf Entdeckungsreise nach Künstlern gegangen, die in Deutschland noch nie ausgestellt haben. Das Ergebnis nennt sich "Deutschlandpremieren" und ist eine 32-fache Sensation. Denn während die Quadriennale Rückschau hält und Künstler vorstellt, deren Werk bekannt ist, handelt es sich in den privaten Kunsthandlungen zwischen Flingern und Innenstadt um ein Defilee der Avantgarde. Vernissage ist am Freitag, eine Woche vor der Quadriennale.

Die Galeristin Helga Conrads hatte die Idee, und sie fand 31 Mitstreiter. Dazu gehört die renommierte Kunsthandlung Konrad Fischer, die Juergen Staack, Absolvent der Ruff-Klasse, ein Entree bietet. Der Düsseldorfer überträgt über Betonröhren mit inwendigen Lautsprechern das Sprachgewirr auf dem berühmten Thunfischmarkt in Tsukijii. Gleichzeitig präsentiert er in einem schwarzen Loch ein Bild, das sich über Bewegungsmelder demjenigen zeigt, der ins Loch spricht und das Bild erklärt. Staack meint: "Nur wer bereit ist, ein Bild zu beschreiben, sieht es auch."

Conrads selbst plädiert für den Chinesen Yang Jiechang, der seit dem Massaker auf dem Platz des himmlischen Friedens mit der Archivierung von Knochen begonnen hat. Inzwischen in Paris lebend, goss er 400 Knochen und Schädel in blau-weißes Porzellan ab und bemalte sie mit kostbarer Kalligrafie. Nun lagern die Dinge in 54 Schubladen in der Galerie auf dekorativem Geschenkpapier und künden von Schönheit und Vergänglichkeit.

Maurizio Anzeri ist die Entdeckung bei Rupert Pfab. Der 41-jährige Italiener nimmt alte Porträtfotos vom Flohmarkt und bestickt sie. Das Ergebnis ist ein Mix aus realen Abbildern und surrealen Verfremdungen. Die Bilder sind greifbar nah und unheimlich fremd.

Spannend sind die Videos des Kubaners Toni Labat, der eine Videoklasse im Art Institut San Francisco leitet. Der 59-Jährige thematisiert, was es heißt, ein Staatenloser zu sein, als Kubaner in Amerika. Galeristin Ute Parduhn hat ihn entdeckt. In Düsseldorf nicht unbekannt ist Maren Maurer bei Cosar. Die Absolventin der Kunstakademie thematisiert ihren Werdegang von der Ballerina zur Künstlerin, die nach dem Prinzip von "stirb und werde" die Wachsfigur einer Tänzerin anzündet und verbrennt.

Ein Zauber geht von den Papierarbeiten der Spanierin Amparo Sard auf, die Rüdiger Voss auf einer Messe in Bologna kennenlernte. Sie fängt auf der Rückseite eines Papiers mit einer spiegelverkehrten Zeichnung an, legt sie auf einen feuchten Teppich und beginnt zu sticken. Mit jedem Nadelstich holt sie Nässe ins Papier, das aufquillt. Die Blätter zeigen die Künstlerin mit unschuldigem Blick. Ein lyrisches Bild eigentlich- stünde da nicht vor dem Gesicht das Glas mit Wasser, in dem ein Insekt ertrinkt.

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