Die Kunststadt Düsseldorf feiert sich und ihre Großen

Quadriennale: Am Freitag fällt der Startschuss für die Kunstschau. Ziel sind knapp 400 000 Besucher.

Düsseldorf. Kunst gucken macht Spaß, Künstlern zuhören auch. "When too perfect - lieber Gott böse" hat Videokünstler Nam June Paik gesagt und die Rheinbahn fährt den herrlichen Spruch auf ihrer Künstlerbahn sogar durch die Stadt. "Too perfect" will die Stadt sicher nicht sein, wenn am kommenden Freitag die zweite Quadriennale startet, denn die Kunst muss immer auch das Überraschende bergen. Aber ziemlich perfekt darf’s beim großen Festival der bildenden Kunst schon zugehen.

Um zehn Prozent wurde der Zuschuss gekürzt, aber immer noch satte 4,5 Millionen Euro pumpt die Landeshauptstadt in das Kunstspektakel. Zehn Museen starten am kommenden Wochenende ihre Schauen, zum Auftakt ist am Freitag von 20 bis 24 Uhr der Eintritt frei.

Paik und Beuys, beide lange in Düsseldorf aktiv, sind die großen Sterne am Firmament. Aber auch fünf Partner, darunter Julia Stoschek und Kai 10, sowie die Galerien ziehen mit. "Ich freue mich sehr über diese breite Beteiligung", sagt Oberbürgermeister Dirk Elbers, "denn es geht um Düsseldorfs Rolle als Künstlerstadt nach dem Krieg."

Bei der ersten Quadriennale der bildenden Kunst 2006 kamen rund 380 000 Besucher, allein 2600 Gruppen-Führungen wurden organisiert - in acht Sprachen. Renner waren die Ausstellung zu Caravaggio und die Zero-Kunst.

Es ist das große Ziel, diese Zahl wieder zu erreichen. "Unsere Erwartung liegt leicht darunter", räumt Werner Lippert ein, "die Kunst ist diesmal etwas sperriger." Aber nicht minder attraktiv, Beuys etwa ist heute ein Klassiker. "Wir wollen diese Kunst den Menschen nahebringen", sagt Elbers, "und wir zeigen uns damit auch als Stadt, denn diese Kunst macht ein Stück unserer Identität aus."

Lippert weiß als Chef des NRW-Forums, wie man Kultur und Popularität verbindet und international vermarktet - seine Schauen zu Fotografie und Mode ("Catwalks") zogen und ziehen Besucher aus aller Welt an.

Es ist deshalb ein Glücksfall, dass Lippert & Co die Öffentlichkeitsarbeit der Quadriennale steuern. Knapp eine Million Euro beträgt der Marketingetat. Überregionale Blätter wie Süddeutsche Zeitung oder FAZ haben bereits ganze Seiten oder großformatige Fotos veröffentlicht, die Fachzeitung "Art" bringt ein Sonderheft. Nur das Magazin Spiegel hat in seinem Kulturheft mit Blick auf die Retrospektiven auf wenigen Zeilen geätzt, es gebe nichts Neues in Düsseldorf.

Zu Jahresbeginn hat die städtische Marketingtochter DMT weltweit ihre PR-Maßnahmen gestartet. Journalisten aus den Benelux-Ländern sind nach Düsseldorf geholt worden, sogar aus Korea fliegen nun welche ein. Auf Fachmessen wie der Internationalen Tourismusbörse in Berlin hat Düsseldorf im März bei den Reisefirmen für das Kunst-Highlight geworben, und in der boomenden Kunst-Hauptstadt fand bewusst auch die Jurysitzung für den mit 55000 Euro dotierten Düsseldorfer Kunstpreis statt. Ihn erhält am Freitag Thomas Schütte.

Die Besucher der Quadriennale sorgen bei Gastronomen, Taxifahrern und Hoteliers für zusätzliche Umsätze. Ein Beispiel: "In der Woche sind wir ein Geschäftshotel", sagt Jörg Böckeler vom Interconti an der Kö, "aber am Wochenende geht es bei uns um Events, um Lifestyle und Shopping."

In Vitrinen und auf Postern in der Lobby bricht bei Böckeler nun die Quadriennale-Zeit an, auf den Zimmern der Kunstreisenden liegt gleich der Katalog vom roten Bulli im NRW-Forum. Im Reservierungssystem der Kette werde weltweit "aggressiv" für die Quadriennale geworben. Im Londoner Interconti können Besucher der dortigen Kunstmesse im Oktober (Frieze Art Fair) beispielsweise Flug und Unterkunft am Rhein buchen. "Hier werden die Gäste dann mit unserem Shuttle zu den Museen gefahren."

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