Digitale Verunsicherung Von Stimmen, die am Rande blubbern

Mit der Präsidentschaftswahl in den USA ist für viele auch die Demokratie in der Datenblase geplatzt. Mit einem lauten Knall. Raus kommt die Mehrheit, mehr noch: Sie hält sich nicht an Prognosen, zum großen Erschrecken der Analysten.

Digitale Verunsicherung: Von Stimmen, die am Rande blubbern
Foto: Sergej Lepke

Big Data ist eben kein Kinderspiel. Wer sich beim Data Mining vertritt, muss mit dem Schlimmsten rechnen. Ein Schritt in die falsche Richtung und alles geht hoch. Die Folge: Der Gutmensch explodiert.

Das Feuerwerk der Schuld-erkenntnis wirft flackerndes Licht auf die kommenden Ereignisse. Die Lehre für die nächste Wahl: Wir müssen heillose Datenblasen vermeiden. Denn in ihnen lassen sich offensichtlich extremistische Meinungen schaffen und verstärken. Das Problem:

Google, Facebook und Twitter beschicken Anwender permanent mit Informationen, die zum Personenprofil passen. Je genauer Suchergebnisse, Werbung und Hashtags auf die Nutzer ausgerichtet sind, umso zufriedener ist der Mensch vor dem Bildschirm, fühlt sich in seiner Denkungsart bestärkt. Ein glücklicher Kunde ist ein guter Kunde. Und da man mit ihm ja ein Geschäft macht, wird er mit allem gefüttert, wonach ihm der Sinn steht.

Verblödendes Material gibt es im Internet genug, von „Breitbart News“ bis zu den erfundenen und dramatisierten Stories, die auf Blogs veröffentlicht und über Postings verbreitet werden. Das Hirn wird im Internet zum geistfreien Datenraum.

Blasenkranke weiße Männer. Waren Sie tatsächlich Donalds Trumpf, den er in Facebook aus dem rassistischen Ärmel zog? Demokratie hin, Republikaner her, lautet die Ungleichung der sozialen Netzwerke. Hier bleiben Überzeugungstäter wie Wankelwähler allein mit Gleichgesinnten und erliegen Fehlmeldungen, eben weil sie es wollen. Selbst wenn Facebook, Google und Twitter sich der Wahrheit verpflichten, wird dies niemanden am Lügen hindern.

So leicht lässt sich die Blase nicht aufstechen. Stumpf macht die Arroganz die Allianz der Demokraten.Welche Wählergruppe in der sozial vernetzten Petrischale gedeiht, werden wir erst am Wahlabend im nächsten Herbst erfahren. Bis dahin täuschen uns die Hochrechnungen, denn beim Blick in die Kristallkugel bleibt die Blase trüb.

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