Digitale Verunsicherung Von der Generationenfrage, die sich digital überlebt

Opa, erzähl mal, wie alles anfing!“ Wenn die Ahnen des Internets durch die Vergangenheit krabbeln, wallt bei ihnen Faszination auf. Sie erzählen, wie alles anfing mit Telnet und Gopher, bevor im Webbewerb Netscapes Navigator dem Internet Explorer wich, dann Mozillas Feuerfuchs neuen Biss brachte und Google das Internet verchromte.

Digitale Verunsicherung: Von der Generationenfrage, die sich digital überlebt
Foto: Sergej Lepke

Wer den stützbestrumpften Gralshütern des Internets lauscht, hängt im Netz zwischen Wild-West-Romantik und erlebter Science-Fiction.

Die Türsteher der Web-History-World kaschieren enthusiastisch, dass ihnen inzwischen Träume, Wertschätzung und Haare ausgehen. Lange her, die Digitalisierung der 80er und 90er auf dem Spielplatz neuer Formen. Der Ebenenwechsel kam damals gerade rechtzeitig für die Generation X, deren Glauben an währenden Wohlstand und immerwährende Entwicklung schwand.

Man erkennt die Early-Web-Adopters an launigen Geschichten über Modems ohne Postzulassung und wie sie im Usenet partionierte Dateien saugten und zusammensetzten, um dann geklaute Filme zu sehen und geraubte Programme zu starten. Doch bald drängte die Generation Y auf den Spielplatz: Die Digital Natives kannten die Regeln und wollten noch farbigere Förmchen bis zur Generation Z, die routiniert das Klickspiel auf einfache Fingertipps reduzierte.

Spannender aber als das Alphabet der Generationen ist die Beobachtung, dass sich der Generationswechsel im Internet nicht an Altersgruppen festmacht. Während Marketingabteilungen wehrlose Mitfünfziger als Silver Surfer diffamieren, zeigen deren Eltern, dass das Internet auch für die Mütter und Väter der Babyboomer ein Jungbrunnen ist. Die neuen Alten nutzen die Chance der digitalen Welt, in der jeder nur so alt ist, wie er sein will.

Wer mit 70, 80 Jahren Webseiten gestaltet, neue Medien lädt und mit dem Einkaufsnetz durchs Web spaziert, ist ebenso ein digitaler Einwohner wie sein minderjähriger Nachbar, dem im Smartphone der Wunsch abhandenkommt, mitzugestalten. Im Endeffekt zählt, wie wir das Internet nutzen. Die Klassifikation in Altersgruppen aber hat sich überlebt. Nach X, Y und Z folgt die Web-Generation Ex: Aus der Traum von Freiheit.

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